Tschechische Polizei verbreitert Personalstruktur auf andere Nationalitäten

Die tschechische Polizei präsentiert sich nach wie vor in einem gewohnten und uniformen Erscheinungsbild: Tschechen kontrollieren Tschechen, aber ebenso Ausländer und die Vertreter der hierzulande lebenden Minderheiten. Ab dem nächsten Jahr aber soll sich dieses Bild grundlegend verändern, denn bei Verkehrs- und Ordnungskontrollen oder aber in den Polizeistuben sollten Sie dann auch häufiger von hiesigen Roma, Ukrainern oder Vietnamesen abgefertigt werden. So sieht es jedenfalls das neue Personalkonzept des Innenministeriums vor, das Ihnen nun Lothar Martin ein wenig näher vorstellt:

Foto: Jana Sustova
Das tschechische Innenministerium hat die Absicht, ab dem nächsten Jahr mehr Vertreter der hierzulande lebenden Roma, Ukrainer und Vietnamesen in den Polizeidienst aufzunehmen. Aus diesem Grund wird es ab Herbst eine Informationskampagne starten, bei der man über Flugblätter und Plakate sowie über die Arbeitsämter, Bezirksverwaltungen und Polizeiabteilungen die grundlegenden Informationen zur Aufnahme in den Polizeidienst erhält. Was in anderen europäischen Ländern schon gang und gäbe ist, soll also nun auch in Tschechien zur Normalität werden: Polizisten in Uniform, die verschiedene Rassen und Nationalitäten repräsentieren. Welche Ziele aber verfolgt das Innenministerium mit diesem Vorhaben? Dazu erklärte die Sprecherin der Behörde, Radka Kovarova:

"Zum einen, damit das Vertrauen dieser Minderheiten in die Polizei wächst, und zum anderen, dass das auch auf der anderen Seite einen Effekt auslöst. Und zwar den, dass die tschechische Öffentlichkeit beginnt, sich daran zu gewöhnen, dass die personelle Struktur innerhalb der Polizei eigentlich nur ihre eigene aktuelle Zusammensetzung reflektiert."

Die Bedingungen für eine Anstellung bei der Polizei sind die gleichen wie für jeden hierzulande lebenden Bürger auch: die tschechische Staatsbürgerschaft, ein sauberes Führungszeugnis und ein Mittelschulabschluss mit Abitur. Des weiteren müssen gute Tschechischkenntnisse vorhanden sein und die Bewerber müssen sowohl physische als auch psychische Eignungstests bestehen. Nach den Vorstellungen des Innenministeriums sollen die Polizeianwärter aus den Reihen der Roma, Ukrainer und Vietnamesen, die diese Voraussetzungen erfüllen, nicht nur als Beamte der Kriminalpolizei, sondern auch als Verkehrs- oder Ordnungspolizisten zum Einsatz kommen. Dazu noch einmal Radka Kovarova:

"Eine solche Vorstellung gibt es wirklich nicht. Wo sie letztlich zum Einsatz kommen werden, wird aber selbstverständlich an ihren Kenntnissen und Fähigkeiten liegen, genauso wie es bei den Polizeianwärtern mit tschechischer Nationalität gehandhabt wird."

Je nachdem wie hoch das Interesse unter den Minderheiten an einer Arbeit als Kriminal, Streifen- oder Verkehrspolizist ist, werde man mit der zweiten Phase der Kampagne, und zwar mit der direkten Anwerbung, schon Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres beginnen, hieß es. Laut der offiziellen Polizeistatistik waren zum Ende des ersten Halbjahres 2006 über 73.000 Ukrainer, mehr als 10.000 Vietnamesen und rund 11.000 Roma mit einer Daueraufenthaltsgenehmigung in Tschechien registriert. Schätzungen aber besagen, dass in der Tschechischen Republik derzeit rund 250.000 Roma leben.