Tschechische Pressefotos in Berlin und Prager Symphoniker auf Deutschlandtour

Daniel Sobotka (Foto: Archiv der Prager Symphoniker)

Im Tschechischen Zentrum in Berlin startet die Sommerpause – dennoch gibt es dort spannende Pressefotos zu sehen. Außerdem gehen die Prager Symphoniker auf eine kleine Tour, die das Orchester nach Wiesbaden und Ludwigsburg führt. Im folgenden Aviso nun zwei Interviews: zunächst mit Christina Frankenberg, der stellvertretenden Leiterin des Tschechischen Zentrums in Berlin, dann mit Daniel Sobotka, dem Leiter der Prager Symphoniker.

Frau Frankenberg, ab Donnerstag dieser Woche läuft im Tschechischen Zentrum in Berlin eine Sommerausstellung – und zwar The Best of Czech Press Photo. Was ist da zu sehen?

„Die Fotos rufen wichtige Ereignisse der letzten zwanzig Jahre ins Gedächtnis.“

„Die Hörer kennen vielleicht den Wettbewerb Czech Press Photo – es gibt ja auch einen internationalen Pressefoto-Wettbewerb. Dabei werden jedes Jahr die besten Pressefotografien ausgezeichnet. Und wir haben eine Ausstellung, in der wir die besten Aufnahmen aus Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1995 bis 2015 zeigen. Es handelt sich um Schwarzweiß- und Farbfotografien, die unterschiedliche tschechische und slowakische Fotografen angefertigt haben. Die Ausstellung ist auch deswegen interessant, weil sie einem noch einmal wichtige Ereignisse der letzten zwanzig Jahre ins Gedächtnis ruft. Wir sehen dort zum Beispiel die Fotos von den Hochwasserkatastrophen, von Ausschreitungen gegen Roma in Nordböhmen oder vom Begräbnis des Staatspräsidenten Václav Havel. Ein Foto erinnert auch an die Terroranschläge in New York 2001, weitere an den Besuch Barack Obamas in Prag im Jahr 2009. Dies sind jeweils die besten Pressefotos der genannten Jahre. Dazu werden aber auch Aufnahmen gezeigt, die in weiteren Kategorien ausgezeichnet wurden. Diese haben wir eher inhaltlich geordnet. Recht viele Fotografien erinnern an Václav Havel und die Ereignisse aus seiner Zeit als tschechischer Staatspräsident, andere an die Flüchtlingsbewegung des vergangenen Jahres in der Welt und in Europa. Weitere Bilder stammen aus dem Bereich des Sports, oder sie greifen gesellschaftliche Themen auf wie etwa ein Kinderhospiz.“

Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin
Wann hat das Tschechische Zentrum denn im Sommer geöffnet, und wann geht das Programm im Herbst los?

„Die eben erwähnte Ausstellung ‚The Best of Czech Press Photo‘ ist bis 2. September zu sehen, also den ganzen Sommer über. Und unsere Galerie kann man zu den üblichen Öffnungszeiten besuchen, das ist Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr. Wenn Besucher allerdings die Mitarbeiter des Tschechischen Zentrums sprechen möchten, dann würde ich empfehlen, in den Sommermonaten lieber vorher einen Termin zu vereinbaren. Das Programm beginnt dann am 5. September wieder mit der Reihe ‚Doku-Montag‘. Zudem ist bereits klar, dass wir eine Lesung mit Jaroslav Rudiš und Martin Becker haben werden. Diese Lesung hatten wir im Frühjahr aus Krankheitsgründen verschieben müssen – sie wird Mitte September nachgeholt.“


Daniel Sobotka  (Foto: Archiv der Prager Symphoniker)
Noch keine Sommerpause gönnen sich die Prager Symphoniker. Sie werden nämlich zunächst am 14. Juli beim Rheingau Musik Festival spielen, konkret im Kurhaus Wiesbaden. An den beiden darauffolgenden Tagen treten die Prager dann bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen auf. Die Deutschlandtour erläutert der Direktor des Ensembles, Daniel Sobotka, im Interview für Radio Prag.

Herr Sobotka, die Prager Symphoniker gehen Mitte Juli auf eine kleine Deutschlandtournee. Dabei werden Sie drei Konzerte geben: eines beim Rheingau Musik Festival und zwei bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Warum diese beiden Festivals?

Foto: Archiv der Prager Symphoniker
„Zunächst muss ich sagen, dass die Prager Symphoniker regelmäßig Konzerte in Deutschland geben. Diese Tradition besteht seit vielen Jahren. Die letzte Tournee führte im vergangenen Jahr unter anderem nach Wiesbaden, Mannheim und Nürnberg. Die jetzige Tournee ist eher ungewöhnlich, weil wir normalerweis im Sommer nicht reisen. Die Musiker sind dann eigentlich in Urlaub, haben aber nun eine Ausnahme gemacht. Dass wir bei den beiden Festivals spielen können, die einen guten Ruf haben, ist für uns eine große Ehre. Mit den Ludwigsburger Schlossfestspielen sind wir durch unseren Chefdirigenten Pietari Inkinen verbunden, er ist zugleich der Musikdirektor des Festivals. Er hatte auch die Idee, nach Ludwigsburg zu fahren. Dort spielen wir nämlich nicht nur ein normales Konzert, sondern wir treten am zweiten Tag unter freiem Himmel in einer Fusion zusammen mit dem Festivalorchester auf. Und das ist nicht sehr gewöhnlich.“

Auf dieses gemeinsame Konzert werde ich später noch eingehen. In Wiesbaden und beim ersten Konzert in Ludwigsburg steht Dvořák auf dem Programm – und zwar das Violinkonzert a-Moll und die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“. Warum Dvořák und warum diese beiden Werke?

„Von uns wird beliebte tschechische Musik erwartet.“

„Diese Werke werden überall in der Welt von uns erwartet: Ein tschechisches Orchester muss beliebte tschechische Musik spielen. Dazu machen wir beim erwähnten zweiten Konzert in Ludwigsburg noch einen Ausflug in ein anderes Repertoire. Es handelt sich um Filmmusik, die aber zur Tradition der Prager Philharmoniker gehört. Denn während seiner Anfänge in den 1930er Jahren hat das Orchester auch Filmmusik gespielt, das war zu jener Zeit, als sich gerade der Tonfilm durchzusetzen begann.“

Alina Pogostkina  (Foto: YouTube)
Bei den ersten beiden Konzerten ist die Violinistin Alina Pogostkina die Solistin. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihr entstanden?

„Normalerweise spielen wir mit Gästen oder Solisten vorher schon Konzerte in Prag. Denn es liegt in unserem Interesse, gute Solisten auch unserem Stammpublikum vorzustellen. In diesem Fall war dies nicht möglich, weil unsere Haussaison vor einer Woche bereits mit einem Konzert hier im Gemeindehaus zu Ende gegangen ist. Die Solisten kommen aber meist durch eine Empfehlung unseres Chefdirigenten zu uns. Und wir sind immer sehr zufrieden mit seinen Tipps und Empfehlungen.“

Prager Symphoniker  (Foto: YouTube Kanal der Prager Symphoniker)
Sie haben es bereits erwähnt: Beim zweiten Konzert in Ludwigsburg spielen Sie Filmmusik, und das in einer Art Doppelorchester. Vielleicht können Sie das genauer erläutern…

„Es ist eine sehr spezielle Angelegenheit, aus zwei Orchestern ein großes Ensemble zu formen. Und es ist keine leichte Aufgabe, man muss sehr vorsichtig vorgehen. Wir gehen also von Stuhl zu Stuhl, von Pult zu Pult und suchen die beste Besetzung aus. Dabei kombinieren wir die Stärken beider Klangkörper. Das Publikum kann sich dann auf ein richtig großes Orchester freuen, mit einem außergewöhnlichen Klang. Schließlich ist es sehr beeindruckend, wenn mehr Musiker als sonst auf der Bühne spielen. Und von der neuen Verbindung dürfte dann auch eine besondere Energie ausgehen.“

Neben der Deutschlandtournee: Wie sieht es mit Fahrten nach Österreich und der Schweiz aus?

„Wir sprechen derzeit sehr intensiv mit einer Agentur über Österreich und die Schweiz. Es ist wahr, dass wir dort vor längerer Zeit das letzte Mal gespielt haben. Auf der anderen Seite fahren wir, wie gesagt, regelmäßig nach Deutschland.“

Autor: Till Janzer
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