Tschechische Regierung drückt bei Corona-Impfungen aufs Tempo
Die Corona-Impfungen in Tschechien nehmen stetig an Tempo zu. Aktuell werden täglich doppelt so viele Menschen geimpft wie noch vor einem Monat. Die Belieferung von Allgemeinärzten mit Vakzinen geht aber bisher nur schleppend voran.
Mitte Februar waren es täglich noch 17.000. Am Donnerstag vergangener Woche wurden schon insgesamt 50.000 Corona-Impfdosen in Tschechien verabreicht. Diese Zahl soll sich laut Andrej Babiš (Partei Ano) in den kommenden drei Wochen erneut verdoppeln. Der Premier gab am Sonntag in einem neuen Video für die sozialen Netzwerke den Plan vor:
„Unser Ziel ist es, bis zum 1. April alle Gefrierschränke zu leeren und die vorrätigen Impfdosen zu verbrauchen. Ab 6. April soll eine Kapazität von 100.000 Impfungen täglich erreicht sein.“
Seit dem Impfstart am 27. Dezember wurden hierzulande über 1.080.000 Dosen verabreicht. Beide notwendigen Impfdosen haben bisher etwa 300.000 Menschen erhalten. Babiš mahnt vor allem die Durchimpfung der ältesten Bevölkerungsgruppen an. Von den Bewohnern ab 80 Jahre haben bisher 27 Prozent beide Dosen bekommen.
Alle Senioren ab 70 Jahre können sich im landesweiten Terminsystem anmelden und in den Impfzentren versorgen lassen. Nach und nach schließen sich aber auch praktische Ärzte der Impfkampagne an. Sie empfangen ihre Patienten schneller, also ohne vorherige Registrierung im zentralen Terminsystem, und verabreichen die Vakzine altersunabhängig zudem an Risikopatienten mit chronischen Erkrankungen. Laut Babiš haben sich dafür landesweit bereits 3220 Praxen gemeldet. Der Staat schafft es aber bisher nicht, sie ausreichend mit Vakzinen zu beliefern. Petr Šonka, Vorsitzender der Vereinigung der Allgemeinärzte, sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Es herrscht ein grundlegender Mangel an Impfstoffen. Das gilt vor allem für das Vakzin der Firma AstraZeneca, das den praktischen Ärzten zukommen soll. Dieses wird den Praxen aber nicht direkt geliefert. In der Warteschlange vor ihnen stehen noch die Impfkoordinatoren der jeweiligen Kreise, die jede beliebige Menge des Vakzins für den Verbrauch in den Impfzentren einziehen können.“
Šonka bemängelt weiter, dass es etwa eine Woche dauert, bis bestellte Vakzine bei den Ärzten eintreffen. Darum sei erst ein Viertel aller Praxen entsprechend beliefert worden. Allgemeinärzte haben in den vergangenen zwei Wochen über 70.000 Patienten geimpft. Dies könnte laut Šonka unter Idealbedingungen aber auch in anderthalb Tagen geschafft werden.
Tschechien verfügt momentan über einen Vorrat von 250.000 Corona-Impfdosen. Nach der Strategie des Gesundheitsministeriums sollen für den gesamten März eine Million Dosen an die Kreise verteilt werden. Die aktuellen Statistiken weisen die Auslieferung von bisher 400.000 Dosen auf. Verlangsamt werden könnte die Versorgung nun durch Lieferkürzungen, die die Firma AstraZeneca am Wochenende angekündigt hat. In Tschechien treffen bis Monatsende daher nur 120.000 statt der 200.000 bestellten Dosen ein. Für das Gesundheitsministerium kam diese Information überraschend, teilte Daniel Köppl vom Team der smarten Quarantäne dem Tschechischen Rundfunk mit:
„AstraZeneca hat die Kürzungen ohne jede Warnung oder vorherige Anzeichen verkündet.“
Eben dieses Vakzin soll vorrangig an Allgemeinärzte geliefert werden, weil es leichter gelagert werden kann als andere Mittel. Der Impfstoff erfährt allerdings gerade in ganz Europa einen erheblichen Vertrauensverlust. Mehrere Länder haben seine Verabreichung gestoppt, weil der Verdacht auf ernsthafte Nebenwirkung besteht, wie etwa die Bildung von Blutgerinnseln. In Tschechien wird die Einstellung jedoch derzeit nicht erwogen.