Tschechische Regierung entschied über Privatisierung drittgrößten Stahlkonzerns im Lande

Vitkovice Steel
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Mittal Steel Ostrava, Eisenhüttenwerke Trinecke zelezarny und Vitkovice Steel sind die größten Stahlunternehmen Tschechiens, alle drei mit Standtort in Nordmähren, die ersten zwei genannten sind bereits in privaten Händen, und nun soll binnen kürzester Zeit auch die dritte der Firmen, die sich derzeit zu 99 Prozent in Staatsbesitz befindet, an einen privaten Inhaber verkauft werden. Wer das sein wird, entschied am Mittwoch das tschechische Kabinett. Weitere Einzelheiten erfahren Sie im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova.

Die Privatisierung des Stahlunternehmens Vitkovice Steel mit Sitz im nordmährischen Ostrava/Ostrau, das der tschechische Staat vor mehreren Jahren für rund drei Milliarden Kronen gekauft hatte, wurde im November 2004 in die Wege geleitet. Von den anfänglich circa 20 Interessenten wurden zunächst fünf Bewerberfirmen für den Wettbewerb akzeptiert. Zwei von ihnen konnte die Privatisierungskommission letztlich nicht berücksichtigen, da ihre Angebote nicht den Kriterien der Ausschreibung entsprachen. Am Mittwoch hat die tschechische Regierung die Wahl getroffen. Anschließend verkündete Industrie- und Handelsminister Milan Urban auf einer Pressekonferenz:

"Im Rahmen des transparenten Auswahlverfahrens hat sich das Kabinett heute aufgrund der Empfehlung der Privatisierungskommission für die Evraz Holding als künftigen Besitzer des Staatsanteils am Stahlunternehmen Vitkovice Steel entschieden."

Milan Urban
Die Zusage für die Privatisierung von Vitkovice Steel hat der russische Stahlkonzern Evraz Holding mit seinem Gebot in Höhe von 7,05 Milliarden Kronen / 235 Mio. Euro bekommen. In diesem Zusammenhang informierte Urban auch über die Verpflichtungen, die der neue Inhaber im Rahmen des Kaufvertrages eingehen will. Ihm zufolge habe die Evraz Holding versprochen, weitere 2,5 Milliarden Kronen in das erworbene Unternehmen und darüber hinaus auch 800 Millionen Kronen in den Ausbau der Region zu investieren. Die zugesagten Finanzmittel sollten im Zeitraum 2005 - 2008 in die Bereiche Bildung, Sport und Gesundheitswesen fließen. Da der Privatisierungsprozess der tschechischen Stahlfirma und schließlich auch der Regierungsbeschluss über ihre Übernahme durch den russischen Mammutkonzern auch ein Bangen auf Seiten der Gewerkschaften ausgelöst hat, wollte Minister Urban diesbezüglich gleich auf der Pressekonferenz alle Zweifel betreffs der Beschäftigung der derzeitigen Arbeitnehmer in Vitkovice ausräumen:

"Das russische Unternehmen hat sich in seinem Angebot verpflichtet, die Zahl der Beschäftigten bei Vitkovice Steel aufrecht zu erhalten, bei Nichteinhaltung dieser Verpflichtung ist die Firma bereit Sanktionen zu akzeptieren, und zwar in Höhe bis zu 500 000 Kronen die für jeden gestrichenen Arbeitsplatz."

Derzeit beschäftigt das drittgrößte Stahlwerk Tschechiens, das im Vorjahr ein Profit von 1,6 Milliarden Kronen aufweisen konnte (und das etwa zwei Drittel seiner Produktion vor allem in die EU-Länder exportiert) 1 600 Arbeitnehmer.