In tschechischen Städten fehlen Schulen – Ministerium will Neubauten unterstützen

Visualisierung des neuen geplanten Schulgebäudes in Prag 7

Seit einiger Zeit werden geburtenstarke Jahrgänge in Tschechien schulpflichtig. Deswegen sind mittlerweile die Klassenzimmer überfüllt. Bildungsminister Balaš hat daher ein Programm zum Neubau von Schulen aufgelegt.

Vladimír Balaš | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Ein Platz in einer Grundschule – der ist besonders für Kinder aus tschechischen Großstädten derzeit schwer zu finden. Gerade in Prag, aber auch in Brno / Brün, Plzeň / Pilsen oder Mladá Boleslav / Jungbunzlau ist der Raum in den Klassenzimmern eng geworden. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Grundschüler hierzulande um fast 18 Prozent erhöht.

Bildungsminister Vladimír Balaš (Stan) sieht vor allem im Neubau von Schulen die Lösung. Deswegen hat er die entsprechenden Fördermittel seines Ressorts erhöht.

„Wir werden nun die ersten sechs Schulen bauen mit einer Gesamtkapazität von 4000 Plätzen. In der nächsten Finanzierungsrunde soll sich die Zahl auf 10.000 Plätze erhöhen. Und in einer dritten Phase ab 2026 oder 2027 werden dann die weiteren Schulen gebaut“, so Balaš in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Insgesamt sollen auf diese Weise bis zu 22.000 neue Grundschulplätze entstehen.

Welche Summe das Ministerium zusätzlich in zwei entsprechende Förderprogramme pumpt, ließ der Minister offen. Seit November 2016 standen bisher insgesamt rund 8,4 Milliarden Kronen (345 Millionen Euro) für die Verbesserung der Infrastruktur an Schulen zur Verfügung.

Visualisierung des neuen geplanten Schulgebäudes in Prag 7 | Foto: Josef Choc,  Filip Rašek,  Jonáš Mikšovský,  Natálie Kristýnková,  Barbora Lopraisová und Emily Hillová,  Prag 7

Dabei ist der Bedarf örtlich sehr unterschiedlich. Vor allem in den Großstädten bestehen Engpässe, denn auch in Tschechien macht sich die Landflucht bemerkbar. Vladimír Balaš:

„Man hätte den Trend aufmerksam verfolgen müssen, das wurde aber vernachlässigt. Dafür gibt es mehrere Gründe, die nicht nur mit der demographischen Entwicklung zusammenhängen. So wurde zum Beispiel rund um Prag der Wohnungsbau unkontrolliert ausgeweitet, dort entstanden Neubausiedlungen. Und es sind besonders junge Familien dort hingezogen. Aber irgendwie hat wohl niemand damit gerechnet, dass sie auch Kinder haben werden und diese vielleicht auf eine Schule schicken wollen. Das überrascht mich schon sehr. Jetzt müssen wir der Sache hinterherlaufen.“

Aber auch an weiterführenden Schulen beginnen sich die Probleme zu zeigen. Vor allem sind die Plätze an Gymnasien rar. Trotz der geburtenstarken Jahrgänge wurde ihre Zahl nämlich nicht erhöht. Fachleute etwa vom unabhängigen Bildungsinformationszentrum EDUin warnen, dass Tschechien sich auf diese Weise um talentierten Nachwuchs bringe.

Minister Balaš plant nun, zusätzliche Gymnasialzweige an Fach-Mittelschulen zu eröffnen. In Prag wurde demnach bereits damit begonnen. Jan Zeman ist Analytiker bei EDUin und hält das für eine gute Lösung:

„Ich erläutere dies an einem Beispiel. So könnte etwa eine Fachschule für Hotelwesen gute Voraussetzungen dafür haben, eine sprachorientierte weiterführende Schule zu werden. Dann reicht es, die technischen und naturwissenschaftlichen Fächer auszubauen. Es wird aber auch eine radikalere Variante diskutiert. Dieser nach würden zum Beispiel in den kommenden zwei Jahren kein achtjähriger Gymnasialzweig mehr angeboten, sondern zwei vierjährige.“

Visualisierung des neuen geplanten Schulgebäudes in Prag 7 | Foto: Josef Choc,  Filip Rašek,  Jonáš Mikšovský,  Natálie Kristýnková,  Barbora Lopraisová und Emily Hillová,  Prag 7

Tschechische Schüler können nämlich entweder schon nach fünf Grundschuljahren aufs Gymnasium wechseln oder erst nach neun. Im zweiten Fall steht ein vierjähriger Gymnasialzyklus an. Und bei diesem können mit demselben Personal doppelt so viele Schüler zum Abitur gebracht werden wie beim achtjährigen Zyklus.