In türkischer Haft: Tschechen droht Prozess wegen Unterstützung für Kurden
Zwei junge Tschechen sitzen derzeit in einem türkischen Untersuchungsgefängnis. Gegen sie wird wegen der möglichen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation ermittelt. Und zwar sollen sie für die Kurden-Miliz YPG gekämpft haben. Der türkische Botschafter in Prag bezeichnete die Lage der beiden als ernst. Prag will aber erreichen, dass die Tschechen in ihre Heimat überstellt werden.
„Bei der Grenzkontrolle wurden bei ihnen Unterlagen gefunden, in denen die YPG erwähnt wird. Die Kurdenmiliz gilt in der Türkei als Terrororganisation. Dann wurden die beiden in die Stadt Şırnak gebracht, wo sie sich noch jetzt befinden. Sie wurden vom Staatsanwalt verhört, mittlerweile wird gegen sie wegen der Zugehörigkeit zu einer Terrororganisation ermittelt.“
Bei den Verhafteten handelt es sich um den 30-jährigen Miroslav Farkas sowie die 24-jährige Studentin Markéta Všelichová. Von ihr ist bekannt, dass sie bereits mehrfach in Syrien war, um auf kurdischer Seite zu helfen. Farkas soll früher der Fremdenlegion angehört haben.Wie die Zeitung Hürriyet am Freitag schreibt, werfen die türkischen Behörden den beiden nun vor, dass sie Waffen schmuggeln wollten. Der Arabist und Kurdologe Petr Kubálek sagte für den Internetauftritt des Tschechischen Rundfunks jedoch, er glaube, dass die beiden eher humanitäre Motive gehabt hätten:
„Markéta Všelichová hat ein öffentlich zugängliches Social-Media-Profil. Dort hat sie Fotos von ihren Reisen veröffentlicht. Sie gehörte auch zu jenen Tschechen, die den Flüchtlingen an der mazedonisch-griechischen Grenze geholfen haben. Ganz allgemein interessiert sie sich für humanitäre Hilfe. Sie wollte zusammen mit Miroslav Farkas ein Feldlazarett an die syrischen Kurden liefern.“Waffen getragen habe Markéta Všelichová maximal, um sich selbst zu schützen, so Kubálek. Das Engagement von ihr und Miroslav Farkas für die Kurden ist in Tschechien schon länger bekannt. Die Medien haben mehrfach berichtet, der Tschechische Rundfunk hat beispielsweise Všelichová dazu interviewt.
Tatsächlich kämpft die kurdische YPG auf Seiten der Allianz gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“. Dennoch gilt sie in der Türkei als terroristische Vereinigung – und zwar als militärischer Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Doch das jetzige Vorgehen der türkischen Behörden hält der Arabist Kubálek für eine relativ neue Richtung. In zwei ähnlichen Fällen seien in diesem Jahr die Personen wieder freigekommen:„Erst gestern habe ich erfahren, dass eine Französin kurdischer Herkunft seit September von den türkischen Behörden festgehalten wird. Die beiden Tschechen sind also der zweite solche Fall.“
Beim Außenministerium in Prag ist man derzeit besorgt.
„Es handelt sich um sehr ernste Vorwürfe gegen die beiden, und ihnen drohen relativ hohe Strafen. Dennoch versuchen wir mit allen Mitteln, sie zurück nach Tschechien zu bekommen“, so Sprecherin Lagronová gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.Der türkische Botschafter in Prag, Ahmet Necati Bigalı, bezeichnet die Lage der beiden in der Türkei verhafteten Tschechen als ernst. Falls sie tatsächlich Mitglieder der Kurdenmiliz YPG seien und an Aktionen teilgenommen hätten, die die Sicherheit seines Landes gefährdeten, würden sie in der Türkei verurteilt.