U21-Fußball-EM: Tschechen und Deutsche peilen Halbfinale an und Karel Gott hat zwei Herzen in der Brust

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Bei der U21-Fußball-Europameisterschaft, die zurzeit in Tschechien läuft, stehen die ersten Entscheidungen an. Am Dienstagabend schließt die Gruppe A mit den Begegnungen Tschechien-Deutschland und Dänemark-Serbien die Vorrunde ab, und die zwei besten Teams der Gruppe haben sich danach für das Halbfinale qualifiziert. Besonders die Partie zwischen den Gastgebern und Turnierfavorit Deutschland hat es in sich, denn für beide Mannschaften steht viel auf dem Spiel.

Horst Hrubesch  (Foto: Archiv RBB)
Horst Hrubesch ist bekannt als ein Mann der klaren Worte. Deshalb beschrieb er am Montag vor Journalisten auch ohne Umschweife das, was auf ihn und seine junge Mannschaft am Dienstagabend zukommen werde:

„Die Tschechen spielen morgen im eigenen Stadion, und für sie geht es letztlich darum: Sie müssen punkten. Ich denke, mit der Unterstützung hier im Stadion werden sie voll motiviert sein. Und wir haben gesehen, dass sie über die Außen sehr stark und so auch in der Lage sind, Spiele zu entscheiden.“

Deutsche Mannschaft  (Foto: ČTK)
Damit das Spiel aber nicht zugunsten des Gegners entschieden wird, gab Hrubesch auch gleich die eigene Marschroute vor:

„Es wird letztendlich darauf ankommen, von Anfang an da zu sein. Also dieses Spiel anzunehmen und selber zu bestimmen.“

Dass die deutsche Mannschaft jederzeit in der Lage ist, Spiel und Gegner zu beherrschen, hat sie eindrucksvoll am vergangenen Samstag bei ihrem 3:0-Sieg über Dänemark bewiesen. Davon wolle sich das tschechische Team aber nicht beeindrucken lassen. Man werde alles in die Waagschale werfen, um zu punkten, auch wenn es schwer werde, sagte Trainer Jakub Dovalil:

Jakub Dovalil  (Foto: ČTk)
„Wir fürchten uns nicht vor dem Gegner, aber wir müssen ihm gegenüber mit Demut und Respekt antreten. Es genügt ein Blick auf den deutschen Kader, um zu sehen, wie viele Spieler davon schon in der Bundesliga zum Einsatz kamen und dabei auch für jede Menge Tore und Vorlagen gesorgt haben. Hinsichtlich der Erfahrung ist das deutsche Team also sicher reifer als das unsrige.“

Die Konstellation vor diesem brisanten Match ist eindeutig: Nur der Sieger ist sicher im Halbfinale, der deutschen Mannschaft reicht auch ein Unentschieden. Doch dies könnte bedeuten, dass man hinter Dänemark nur Gruppen-Zweiter würde – wenn Dänemark gleichzeitig gegen Serbien gewänne. In dem Fall müssten wiederum die Tschechen gewinnen, um im Turnier zu bleiben. Eine verzwickte Situation also, die auch den in beiden Ländern sehr populären Sänger Karel Gott dazu veranlasste, lieber keinen Tipp abzugeben. Hrubesch, der den 75-Jährigen am Montag in dessen Prager Villa traf, sagte dazu:

David Sedlecký,  Wikimedia CC BY-SA 4.0
„Ich kann Ihnen mitteilen, dass Karel Gott gesagt hat, dass bei ihm morgen zwei Herzen in der Brust schlagen. Denn er hat ja einerseits viele Erfolge in Deutschland gehabt, andererseits drückt er natürlich auch seinen Landsleuten die Daumen. Er hat sich daher ein bisschen diplomatisch verhalten und – wie ich schon sagte – von den zwei Herzen in seiner Brust gesprochen. Und er hofft auf ein gutes Spiel.“

Vor der etwas überraschten Medienschar verriet Hrubesch schließlich auch, wie er Karel Gott einst kennengelernt hat und wie es nun zu dem Wiedersehen kam:

„Ich hatte das Glück, dass ich Karel Gott vor 20 oder 25 Jahren in Hamburg kennengelernt habe, doch umso überraschter war ich jetzt, als er mich in sein Haus eingeladen hat. Das habe ich als große Ehre empfunden, und es hat einfach Freude gemacht, sich mit ihm ein bisschen zu unterhalten. Wir haben zirka eine Dreiviertelstunde bei ihm auf der Terrasse gesessen und einen solchen Spaß gehabt, dass wir dann auch gemeinsam seinen Hit ´Babička´ gesungen haben. Ich habe mich wirklich riesig gefreut, dass ich ihn wiedergesehen habe.“

Pavel Kadeřábek  (rechts). Foto: ČTK
Kein Wiedersehen, sondern die erste Begegnung mit seinem neuen Teamgefährten Kevin Volland wird am Dienstagabend der tschechische Verteidiger Pavel Kadeřábek haben. Denn der 23-Jährige wechselt zur neuen Saison von Sparta Prag zur TSG 1899 Hoffenheim. Für ihn ist die Begegnung mit den Deutschen also auch ein erster Schnupperkurs in der Bundesliga:

„Deutsch habe ich fleißig gelernt, einige Grundbegriffe kann ich schon, zum Beispiel jemanden grüßen. Beim Gegner spielt mein künftiger Mitspieler Kevin Volland. Ich versuche ihn zu grüßen, falls er weiß, dass ich nach Hoffenheim komme.“


Welcher der beiden Spieler und dessen Mannschaft am späten Dienstagabend dann das bessere Ende für sich hat, das erfahren Sie bereits am Mittwoch – in der nächsten Ausgabe unseres Tagesechos.

Autor: Lothar Martin
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