Umfrage der Außenhandelskammern: Unternehmen wollen Euro in Tschechien
Tschechien ist für deutsche Investoren das attraktivste Land in Mittel- und Osteuropa. Dies ergab eine Umfrage der deutschen Außenhandelskammern in 18 Ländern der Region. Rund 900 deutsche Unternehmen aus Industrie, Handel und dem Dienstleistungssektor beteiligten sich an der Umfrage. Doch nicht alles finden die Unternehmer hierzulande eitel Wonne. Damit die Spitzenposition für Tschechien auch bei künftigen Umfragen sicher ist, müsste sich einiges ändern. Maria Hammerich-Maier hat über die Umfrage mit dem Geschäftsführer der Deutsch-tschechischen Industrie- und Handelskammer in Prag, Bernard Bauer, das folgende Gespräch geführt.
Herr Bauer, schon das vierte Mal in Folge haben die deutschen Unternehmen in Mittel- und Osteuropa laut einer Umfrage Tschechien als das attraktivste Land für Investoren in dieser Weltgegend bezeichnet. Was macht Tschechien für deutsche Investoren so attraktiv?
„Wir sind als Deutsch-tschechische Industrie- und Handelskammer sehr erfreut, dass wir zum vierten Mal hier an erster Stelle im gesamten Mittel- und Osteuropa stehen. Es sprechen sehr viele Faktoren dafür. Tschechien hat erstens einmal eine sehr günstige Lage in Mittel- und Osteuropa. Es liegt in direkter Nachbarschaft zu Deutschland. Wir haben in Tschechien eine hervorragende Infrastruktur, eine sehr gute Ausbildung im Hochschulbereich und wir haben das Glück, dass wir hier sehr gute Zulieferer finden.“
Laut der Umfrage sind 56 Prozent der Unternehmer der Ansicht, dass ihre aktuelle Geschäftslage in Tschechien befriedigend ist, 21 Prozent schätzen die aktuelle Geschäftslage als gut ein. Das ist wiederum nicht eindeutig positiv …
„Ja, gut, wir befinden uns natürlich in einer schwierigeren Zeit. Wenn wir uns die Konjunkturumfragen der vergangenen Jahre anschauen, dann waren die Zahlen umgekehrt. Über 50 Prozent sagten, dass sie mit ihrer geschäftlichen Lage sehr zufrieden sind, und nur ein geringer Teil der Unternehmen waren nicht so sehr zufrieden oder schätzten die Geschäftslage als befriedigend ein. Dieses Jahr ist es genau umgekehrt. Das hat natürlich auch etwas mit der allgemeinen Krisensituation zu tun.“
Was bemängeln die deutschen Unternehmen in Tschechien am meisten?
„Was die deutschen Unternehmen in Tschechien am meisten bemängeln, ist Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen. Das ist ein Thema, das viele Unternehmer hier beschäftigt. Weiters ist dieses Jahr die politische Stabilität genannt worden, dann die öffentliche Verwaltung, aber auch die Korruption.“Die tschechische Politik nimmt gegenüber der Einführung des Euro eine zögerliche Haltung ein. Welche Position vertritt die Mehrheit der deutschen Unternehmen in dieser Frage?
„Die Mehrheit, ja fast alle Unternehmen, würde ich sagen, sind für die sofortige oder die schnellstmögliche Einführung des Euro.“
Bedeutet der Euro Ihrer Ansicht nach einen Konkurrenzvorteil im Wettbewerb der Länder um ausländische Investoren?
„Auf jeden Fall. Denn wir haben in der Slowakei seit erstem Januar diesen Jahres den Euro, und wir stellen in unserer Umfrage fest, dass der Abstand Tschechiens zur Slowakei immer geringer wird. Die Slowakei gewinnt immer mehr an Attraktivität für ausländische Investoren.“