UMPRUM - Prager Brutstätte für Künstler und Kunsthandwerker feiert 85. Geburtstag
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagt man gerne und oft. Neben materiellen Werten ist es vor allem auch die Kunst, die viele Menschen zum Leben brauchen und sozusagen als eine Art geistige Nahrung zu sich nehmen. Es gibt auch solche, die in sich einen inneren Drang verspüren, Kunst zu machen oder es zumindest zu versuchen. Eine der Ausbildungsstätten, die in mehreren Kunst- beziehungsweise Kunsthandwerksbereichen dieses Können vermitteln, ist die Prager Mittelschule für Kunstgewerbe, kurz UMPRUM genannt. Jitka Mladkova hat diese Schule aus einem besonderen Anlass besucht:
So turbulent ging es am vergangenen Dienstag in der UMPRUM im Prager Stadtviertel Zizkov zu. Die Schule feierte am 5. und 6. Juni ihr 85-jähriges Gründungsjubiläum. Auf dem Programm stand u.a. auch ein Konzert mit der Schulband Blackout im Schulhof. Da man aber kaum sein eigenes Wort verstehen konnte, geschweige denn das des Schulleiters Pavel Kovarik, habe ich mich zum Gespräch mit ihm in die ruhigen Räume des Schulgebäudes zurückgezogen. Über die Anfänge der Schule habe ich dann erfahren:
"Unsere Schule, gegründet 1921 als eine staatliche Schule für Holzverarbeitung, hat sich sehr schnell als ein bedeutendes Ausbildungszentrum in der Möbelbaubranche und Interieurgestaltung profiliert. Dies ist sowohl darauf zurückzuführen, dass von Anfang an Spitzenexperten und hervorragende Pädagogen an der Schule gewirkt haben, und dass sie zum Teil auch nach dem Vorbild des Weimarer Bauhauses gegründet wurde. Aus seinem Programm hat man vor allem die Grundidee übernommen, und zwar: Gute Kunst ist untrennbar von gutem Handwerk. An diesem Prinzip halten wir bis heute fest."
Pavel Kovarik hat selbst die Kunstgewerbeschule im Fach Spielzeugdesign absolviert, hat später auch an einer Kunsthochschule studiert und noch später ist er in die kunstgewerbliche Mittelschule in Prag - Zizkov zurückgekehrt, diesmal als Pädagoge. Über sein Verhältnis zu der Schule, die er seit acht Jahren auch leitet, sagte er mir:
"Nach der Zeit, die ich als Schüler dieser Schule verbracht hatte, kam ich später zum Schluss, dass mir gerade diese Schule von allen Schulen, die ich je besuchte, das Wertvollste beigebracht hat: Liebe und Bewunderung für gut gemachte Sachen und zugleich auch den Glauben an die seriöse Arbeit. Noch später kam ich zu der Überzeugung, dass ich der Schule etwas davon, was sie mir gegeben hat, zurückgebe. Dass ich dies im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten tun kann, macht mich glücklich und es ist mir zugleich eine große Ehre."
Die Prager Kunstgewerbeschule kann auf mehrere Etappen ihres 85-jährigen Bestehens zurückblicken, die - was auch verwundern mag - nur teilweise die gesellschaftlichen Umbrüche reflektierten. Die Schule galt die ganze Zeit vor allem als Brutstätte geschickter Möbelbauer, Graphiker, Holzschnitzer und anderer Fachkundiger, von denen einige auch Künstler oder sogar Spitzenkünstler geworden sind. Vielleicht wird eines Tages auch Tamara Sterbova, frischgebackene UMPRUM-Abiturientin, zu den Letztgenannten gehören. Auch ihr ist die Schule offenbar ans Herz gewachsen:
"Die Schule hat mir wahnsinnig viel gegeben. Ich konnte mich selbst entfalten und meine Vorstellungen umsetzen. Ich war hier unheimlich gerne."