Umweltschützer und NGOs wollen Europas Verkehr entflechten
Unter den unzähligen Tagungen, Symposien und Konferenzen, die Woche für Woche in Prag stattfinden, zählte am Mittwoch die internationale Konferenz über die Rolle der europäischen ökologischen Legislative zur Gewährleistung eines umweltfreundlichen Verkehrs zu den bedeutendsten. Sie wurde organisiert und veranstaltet vom deutschen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in enger Zusammenarbeit mit dessen tschechischer Partnerorganisation Hnuti DUHA (dt. Bewegung Regenbogen). Nach Abschluss der eintägigen Konferenz hat Radio Prag mit einem Vertreter des Veranstalters BUND, dem Verkehrsreferenten Werner Reh gesprochen.
"Wir wollten die europäischen Umweltverbände und weitere NGOs zusammenbringen, um über Fragen der europäischen Infrastrukturpolitik zu reden und zu schauen, wie wir eine neue europäische Gesetzgebung zu Feinstaub, Lärm, Bürgerrechten wie der Ahus-Konvention, den Informations- und Transparenzrechten in die Planung einbringen und diese in Richtung Nachhaltigkeit verändern können."
Gerade über das Thema Feinstaub wurde in den zurückliegenden Wochen und Monaten heftig debattiert, insbesondere im Zusammenhang mit dem in seiner Intensität schon kaum noch zumutbaren Straßenverkehr. Gegenüber Radio Prag erklärte Reh, wie die Umweltschützer dieses Problem bewältigen wollen:
"Es gibt vier Schritte, die man hier gehen muss. Man muss eine technische Lösung erbringen, und zwar in der Form, dass die Diesel-Pkw und -Lkw mit Filtern nachrüsten müssen. Unsere Empfehlung ist, dass man großflächige Umweltzonen einrichtet, in die dann die Dieselfahrzeuge nur mit Filter einfahren dürfen. Zweitens benötigen wir weniger Lkw- und Pkw-Fahrzeuge. Hier sind eigentlich alle Möglichkeiten der umweltorientierten Verkehrsplanung in der Kommune gefragt. Das heißt, mehr ÖPNV und mehr Radverkehr zum Beispiel. Zudem muss der restliche Verkehr verträglicher abgewickelt werden, d. h. zum Beispiel langsamer. Viertens und letztens müssen wir auch mit den Menschen darüber diskutieren: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie sehen lebenswerte Städte aus? Denn die Städte werden heutzutage durch den Autoverkehr kaputt gemacht."
Ein Hauptverursacher des Feinstaubs und der damit verbundenen erhöhten Umweltbelastungen ist der in Europa relativ drastisch gestiegene Lkw-Verkehr. Werner Reh äußerte sich jedoch optimistisch, dass in punkto dieser überpräsenten Transportträger schon bald Limitierungen greifen könnten:
"Die heutige Lage ist nicht mehr hinnehmbar, und zwar sowohl aus ökologischen als auch aus sozialen Gründen. Das wissen mittlerweile alle. Es gibt aber große Fortschritte innerhalb der Europäischen Union, siehe die so genannte Eurovignette, also die Mautverordnung. Hier ist geplant, dass externe Kosten, also Umweltkosten, in die Preise genommen werden können. Des Weiteren ist eine Ausweitung auf das niederrangige Straßennetz und auf kleinere Lastkraftwagen geplant, und wir hoffen natürlich auch, dass nicht nur sechs Länder mitmachen, sondern dass wir da bald 16 Länder und mehr mit im Boot haben werden."