Unklarheiten rund um den Ausbau des AKW Temelín

Atomkraftwerk Temelín

In den Kommentarspalten der tschechischen Zeitungen wurde am Mittwoch ein Thema besonders erörtert: Warum verschiebt die Regierung Nečas den Ausbau des Atomkraftwerks Temelín zeitlich nach hinten?

Atomkraftwerk Temelín
Die Verschiebung war in der vergangenen Woche bekannt geworden. Am Dienstag hatte dann der Sicherheitsrat getagt und beschlossen, dass erst im Jahr 2013 über den Investor für den Ausbau entschieden werden soll. Bisher gibt es drei Bewerber im öffentlichen Ausschreibungsverfahren: die amerikanische Firma Westinghouse, das tschechisch-russische Konsortium aus Škoda, Atomstrojexport und Gidropress sowie das französische Unternehmen Areva. Insgesamt wird davon gesprochen, dass die Blöcke drei und vier in Temelín nicht 2020 ans Netz gehen sollen, sondern erst einige Jahre später. Nicht so ganz klar ist bisher, was die Hauptgründe für die Verschiebung sind. Die tschechische Regierung spricht von mehr Zeit für die möglichen Investoren, ihre Angebote zu konkretisieren. Eine Studie hat dies aber in den Zusammenhang mit Sparmaßnahmen beim Energiekonzern ČEZ gestellt. ČEZ betreibt beide tschechischen Atomkraftwerke. In der Zeitung Mladá fronta Dnes geht Gastkommentator Pavel Páral einem weiteren Erklärungsansatz nach:

„Die wahrscheinlichste Version, warum die Regierung den Ausbau von Temelín verschiebt, ist der Umstand, dass die Ambitionen von ČEZ das Interesse weiterer Firmen vom Fach und Finanzgruppierungen geweckt haben. Zudem wird darüber gesprochen, dass die größte tschechische Energiefirma zum Ausbau der Atomenergie einen strategischen Partner sucht. Mit diesem könnte im Bereich Atomenergie die Expansion auch in den Osten gelingen. Und das ist kein Pappenstiel. Dies braucht eine gründliche Untersuchung von Chancen und Risiken. Und vor allem ist nur allzu verständlich, dass die Regierung darüber Kontrolle haben will. Nicht dass die Riesenkasse namens ČEZ geleert wird (…). Deswegen sollte nicht nur die Regierung darüber Kontrolle haben, sondern auch die Öffentlichkeit.“

Petr Honzejk verweist in der Hospodářské noviny darauf, dass derzeit Unklarheit herrscht, was mit Temelín geplant ist. Und er fordert schneller zu entscheiden:

„Temelín ist ein Auftrag, der die tschechische Energiewirtschaft und Industrie auf hundert Jahre hinaus beeinflusst. Ob das, was wir hier beobachten, Unsicherheit, Ratlosigkeit, ein Interessenskonflikt oder ein gut gemeintes Schließen der Löcher ist: Es ist zumindest kein Anblick, der beruhigen würde.“