Unterstützung für AKW-Ausbau in Dukovany: Südkoreas Präsident Yoon besucht Tschechien
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol weilt derzeit auf Besuch in Tschechien. Anlass ist der geplante Ausbau des AKW Dukovany, der vom südkoreanischen Konzern KHNP durchgeführt wird. Neben dem Kernkraftwerk geht es bei dem Besuch aber auch um die weitere wirtschaftliche Kooperation der beiden Länder.
Tschechien und Südkorea sind in den letzten Monaten näher aneinandergerückt. Der Hauptgrund dafür: Im Juli hatte die Regierung in Prag bekanntgegeben, dass der südkoreanische Konzern KHNP die zwei neuen Reaktorblöcke im AKW Dukovany bauen soll.
Um der Unterstützung für den Milliardendeal Bedeutung zu verleihen, ist seit Donnerstag das südkoreanische Staatsoberhaupt, Yoon Suk Yeol, in Prag. Am Donnerstag kam der tschechische Präsident Petr Pavel mit seinem Amtskollegen zusammen. Südkorea werde alles daran setzen, dass die noch ausstehende Vertragsunterzeichnung möglichst glatt ablaufe, sagte Yoon nach der Begegnung. Gegen die Entscheidung Prags für KHNP hatte der US-amerikanische Konzern Westinghouse, einer der ausgeschiedenen Mitbewerber, Beschwerde eingelegt. Präsident Pavel zeigte sich am Donnerstag aber zuversichtlich, dass es gelingen werde, den Streit beizulegen. Und der südkoreanische Präsident schloss sogar eine Zusammenarbeit mit den Amerikanern nicht aus.
Auch Jan Rafaj, der Präsident des Verbandes für Industrie und Verkehr (SP ČR), sieht das Atomvorhaben nicht bedroht. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er am Freitagmorgen:
„Die Beziehungen zwischen Westinghouse und KHNP sehen schon seit mehreren Jahrzehnten so aus. Am Ende hat sich bisher immer eine Lösung gefunden, und ich gehe davon aus, dass das auch diesmal der Fall sein wird.“
Viel wichtiger als der Lizenzstreit ist laut Rafaj, dafür zu sorgen, dass möglichst viele tschechische Firmen an dem AKW-Ausbau beteiligt werden:
„Es ist ein Jahrhundertprojekt. Damit es aber erfolgreich ist, reicht es nicht, dass die Reaktoren pünktlich fertiggestellt werden. Tschechische Firmen sollten im gesamten Verlauf als Partner eingebunden werden. Im besten Fall können sie nach Abschluss des Projektes weiter überall auf der Welt mit Korea zusammenarbeiten. Die tschechische Industrie und die Politik müssen deshalb wirklich um jeden Preis sicherstellen, dass wir nicht nur bezahlen, sondern auch Partner dieses Vorhabens sind.“
KHNP kündigte bereits in der Vergangenheit an, eine Vielzahl tschechischer Unternehmen einbinden zu wollen. Am Freitag brach Yoon Suk Yeol nun gemeinsam mit Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) ins westböhmische Plzeň / Pilsen auf. Dort standen Besuche im Unternehmen Doosan Škoda Power und beim Kernkraftwerksbauer Škoda JS auf dem Programm. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die Techniker von Doosan Škoda Power – einer Pilsener Firma, die seit 15 Jahren in südkoreanischen Händen ist – die neue Hauptturbine für Dukovany liefern soll.
Hauptthema von Yoons Besuch war aber nicht nur der Ausbau des AKW Dukovany, sondern ebenso anderweitige bilaterale Kooperationen, vor allem im Wirtschaftsbereich. Yoon reiste deshalb mit zahlreichen Vertretern führender Unternehmer seines Landes an, dazu gehörten Manager der Elektronikkonzerne Samsung und LG oder des Autobauers Hyundai. Gerade letzterer sei bereits seit mehreren Jahren in Tschechien aktiv, sagt Jan Rafaj:
„Hyundai hat in Tschechien ein für den europäischen Markt sehr bedeutendes Werk. Ich habe mich mit dem Konzernchef unterhalten. Er sagte mir, dass das Interesse an Tschechien weiterhin bestehe. Man kann also mit einer Expansion rechnen. Bei der jetzigen Reise sind aber eben auch andere Firmen vertreten, die eventuell nach Tschechien kommen könnten, was für uns viel Erfolg versprechen würde.“
Themen der Gespräche von Pavel, Fiala und zahlreichen Ministern mit Yoon war auch die Zusammenarbeit im Wissenschaftsbereich und die Kooperation beim Wiederaufbau der Ukraine. Anlässlich des Besuches des Präsidenten wurde am Freitag in Prag zudem ein tschechisch-südkoreanisches Wirtschaftsforum eröffnet.