Verpflegung in Kindergärten – Staat oder Privatspender müssen sozial schwachen Familien helfen
Sozial schwache Familien haben nicht selten Probleme, das Mittagessen für ihre Kinder im Kindergarten zu bezahlen. Jene Familien, die wegen materieller Not vom Staat finanzielle Hilfen erhalten, haben eigentlich Anspruch auf eine kostenlose Verpflegung der Kinder. Doch viele weitere bedürftige Familien fallen durch das Raster. Ihren Kindern wurde im Herbst vergangenen Jahres mit Fördergeldern des Bildungsministeriums geholfen. Weil der Staat aber seit Jahresbeginn nur einen provisorischen Haushalt hat, kann das Ministerium derzeit sein Förderprojekt nicht weiterführen. Martina Schneibergová fasst zusammen.
Insgesamt 55 Kinder besuchen den Kindergarten des Stadtteils Mojžíř / Mosern im nordböhmischen Ústí nad Labem / Aussig. Für Mittagessen und Pausenbrot bezahlen die Eltern über 700 Kronen (28 Euro) monatlich für ein Kind. Vor allem für größere Familien bedeutet dies oft eine unlösbare Ausgabe. Diesen Eltern werde auf verschiedene Weise unter die Arme gegriffen, erzählt Gabriela Šťastná. Sie leitet den Kindergarten:
„Ich würde sagen, dass etwa zwei Drittel der Eltern entweder die staatliche Unterstützung wegen materieller Not bekommen und damit Anspruch auf eine kostenlose Verpflegung der Kinder haben, oder wir haben die Kinder in das Förderprojekt des Ministeriums eingebunden.“
Die Verpflegungskosten mussten zudem im September vergangenen Jahres wegen geänderter Normen heraufgesetzt werden, gesteht Šťastná.
„Von 32 Kronen (1,28 Euro) am Tag haben wir die Summe auf 37 Kronen (1,48 Euro) erhöht. Dies deckt die Kosten für das Pausenbrot, das Mittagessen, Obst und Gemüse. Im Vergleich zu vorher ist es eine hohe Summe vor allem für Eltern, die keinen Zuschuss vom Staat wegen materieller Not bekommen. Für den Aufenthalt eines Kindes im Kindergarten werden zudem 300 Kronen monatlich (12 Euro) kassiert. Zusammen macht das rund 1100 Kronen (44 Euro) monatlich für ein Kind.“
Davon entfallen mehr als 700 Kronen auf die Verpflegung. Mit den Fördergeldern vom Bildungsministerium wurde zehn Kindern des Kindergartens in Mojžíř das Essen bezahlt. Sie kommen aus Familien, die gleich mehre Kinder im Vorschulalter haben.
„Diese Familien haben zuvor die Verpflegungskosten sowie das Geld für den Aufenthalt im Kindergarten selbst bezahlt. Es gibt jedoch Familien, die von der Corona-Pandemie betroffen waren. So hat zum Beispiel eine der Mütter wegen einer langen Quarantänezeit ihre Arbeit verloren. Wir haben uns bemüht, solchen Familien zu helfen, indem wir wenigstens eines der Kinder in das Förderprojekt des Bildungsministeriums aufgenommen haben. Auch ist es dazu gekommen, dass eine Mutter im September zwei Kinder im Kindergarten angemeldet hat. Sie war im Mutterschaftsurlaub, der Vater lange krank. Dann entschied sie sich aber, eines der Kinder wieder nach Hause zu nehmen, weil sie nicht das Mittagessen für beide Kinder bezahlen konnte. Dieser Familie haben wir ebenfalls geholfen.“
Auch in einem weiteren Stadtteil von Ústí leben viele sozial schwache Familien. Předlice / Predlitz heißt er. Im dortigen Kindergarten sei drei Kindern das Essen mit den Geldern des Bildungsministeriums bezahlt worden, erzählt die Lehrerin Jitka Mačková:
„Ein Kind hat den Kindergarten schon im vergangenen Jahr besucht, dann kam aber auch eines seiner Geschwister hinzu. Ich finde, dass Kinder nicht nur das obligatorische letzte Jahr vor dem Schulbesuch, sondern die beiden letzten Jahre in einen Kindergarten gehen sollten. Denn sie lernen bei uns die wichtigsten Fertigkeiten und sind in einer Gruppe mit weiteren Kindern.“
Den bedürftigen Familien in Mojžíř haben inzwischen Privatspender unter die Arme gegriffen. Dazu Michaela Palaščáková von der Hilfsorganisation „Mensch in Not“:
„Einige Privatpersonen haben auf einen Artikel zu diesem Thema reagiert, der im Wochenmagazin ‚Respekt‘ veröffentlicht wurde. Sie haben Geld an uns gespendet, mit dem wir im Januar und Februar die Verpflegung für alle bedürftigen Kinder bezahlen können. Wir hoffen, dass das Bildungsministerium sein Förderprojekt bald weiter führen kann. Sollte dies nicht gelingen, müssten die Familien das Essen der Kinder selbst bezahlen. Dies könnte ein Problem für ihr Familienbudget darstellen.“