Verspätete Lieferungen: Impfkampagne in Tschechien verzögert sich
So sehr wurde in der ganzen Welt auf die Corona-Impfungen gehofft. Doch Europa, und damit auch Tschechien, erhält zunächst weniger Impfdosen als abgesprochen. Das bedeutet, dass sich auch die Immunisierung der Bevölkerung verzögert.
Seit 15. Januar können sich Senioren ab 80 Jahren in Tschechien für einen Impftermin anmelden – und zwar online oder am Telefon. Das haben seitdem bereits über 280.000 Menschen auch gemacht. Doch es fehlt der Impfstoff. Der bisher einzige zugelassene Hersteller Biontech/Pfizer hat seine Lieferungen reduziert, weil er nach eigenen Angaben erst einmal die eigenen Produktionskapazitäten aufstocken will. Das hat jedoch Konsequenzen für die Impfkampagne unter anderem in Tschechien. So müssen schon vereinbarte Impftermine für Menschen ab 80 Jahren derzeit wieder abgesagt werden. Der Bürgerdemokrat Pavel Pavlík ist im Kreis Mittelböhmen für das Gesundheitswesen zuständig:
„Wir werden jetzt erst einmal vor allem das Krankenhauspersonal und jene Menschen impfen, die an der Reihe sind bei der Verabreichung der zweiten Dosis. Bei ihnen wurde Anfang Januar mit der Immunisierung begonnen. Das ist der Hauptgrund, warum die Impftermine für die Senioren 80 plus gestrichen werden.“
Damit rücken aber auch alle weiteren Termine zeitlich nach hinten. So sollte sich ab Montag kommender Woche die breite Öffentlichkeit bereits zu den Impfungen anmelden können. Doch dieser Schritt verzögert sich nun…
„Die Verzögerung wird deutlich sein, und zwar weil sich nicht nur die Lieferungen des Herstellers Pfizer verspäten, sondern auch jene von Astrazeneca. Wir haben daher bis Ende März zunächst nur rund eine halbe Million Impfdosen sicher. Das entspricht genau der Zahl der Menschen in der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren. Damit verzögert sich der gesamte Plan um etwa einen Monat“, so Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) am Sonntag im Tschechischen Fernsehen.
Und Premier Andrej Babiš (Partei Ano), der sich am Jahreswechsel selbst zum Leiter der tschechischen Impfkampagne erklärt hat, präzisierte:
„Voraussichtlich wird der Impfstoff von Astrazeneca am 29. Januar in der EU anerkannt. Die Lieferungen könnten daher laut vorläufigen Informationen etwa Mitte Februar starten. Natürlich werden wir auch den Impfstoff von Moderna erhalten, aber das geht etwas langsamer vonstatten als erhofft.“
Gerade der Impfstoff von Astrazeneca spielt eine wichtige Rolle bei der Immunisierung der älteren Menschen hierzulande. Denn viele von ihnen wollen sich bei ihrem Hausarzt impfen lassen. Dies bestätigt Kateřina Nechvátalová, Leiterin des Verbandes praktischer Ärzte im Kreis Pardubice / Pardubitz:
„Die absolute Mehrheit der Menschen aus der Altersgruppe 80 plus, die uns anrufen, sagt, dass sie auf die Möglichkeit von Impfungen in den Praxen der Hausärzte warten. Sie wollen nicht in die Impfzentren gehen, weil sie seit September eigentlich das Haus nicht mehr verlassen haben.“
Doch die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna eignen sich nicht für eine Verabreichung in Arztpraxen.
„Da geht es nicht nur um die Lieferschwierigkeiten, sondern vor allem um die Lagerung der Mittel, für die sehr strenge Vorschriften bestehen. Daher können wir diese Stoffe nur in den Impfzentren verabreichen“, erläuterte der Pardubitzer Kreishauptmann Martin Netolický (3PK).
So muss das Mittel von Biontech/Pfizer bei minus 70 Grad Celsius aufbewahrt werden. Das können jedoch die Ärzte nicht gewährleisten. Bei Moderna ist das etwas einfacher, denn es reichen minus 20 Grad. Zudem kann dieser Impfstoff nach dem Auftauen noch bis zu 30 Tage im Kühlschrank gelagert werden. Von diesem Präparat hat Tschechien allerdings nicht so viele Dosen bestellt. Die Vakzine von Astrazeneca muss hingegen überhaupt nicht ins Eisfach, da reicht der einfache Kühlschrank. Gerade sie soll in den Arztpraxen gespritzt werden.