Virologe Christian Kunz in Prag geehrt

Roman Prymula und Christian Kunz (Foto: Autorin)

Die von Zecken übertragene Gehirnentzündung, die so genannte Zecken-Enzephalitis, bereitet in der warmen Jahreszeit viel Sorge. Die Impfrate in Tschechien liegt nur bei 17 %. In Österreich hingegen sind 88 % der Bevölkerung gegen Enzephalitis geimpft. Den Impfstoff entwickelte 1973 der österreichische Virologe Christian Kunz. Dafür ist er am Dienstag zum Ehrenmitglied der Tschechischen Impfgesellschaft ernannt worden. Maria Hammerich-Maier war bei der Ehrung des weltweit renommierten österreichischen Virologen durch die Tschechische Impfgesellschaft dabei.

Christian Kunz  (Foto: Autorin)
Wer in Tschechien lebe und sich nicht gegen Enzephalitis impfen lasse, sei fahrlässig, findet Christian Kunz. Denn die durch Zecken übertragene Gehirnentzündung ist nicht heilbar. Es gibt bis heute keine Therapie dagegen. Mit einer Impfung kann man einer Erkrankung jedoch wirksam vorbeugen. Österreich und Tschechien gehören zu den Ländern, in denen das Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis - wie sie mit vollem Namen heißt - am weitesten verbreitet ist.

„Die Infektion ist in Österreich sicherlich genauso häufig wie in Tschechien. Aber wir haben durch unsere Impfkampagne viel weniger Erkrankungen. Das ist der Unterschied“,

erklärt Christian Kunz. Er betreibt die Impfkampagne in Österreich schon seit 1976, als der von ihm entwickelte Impfstoff gegen die Enzephalitis auf den Markt kam. Seither konnte dort die Zahl der Erkrankungen um 90 % gesenkt werden. Ein durchschlagender Erfolg, umso mehr, als das Risiko einer Infektion in den letzten Jahren nicht kleiner geworden ist. Im Gegenteil:

„Von einem Rückgang kann gar keine Rede sein. Die Zahl der Erkrankungen ist beispielsweise in Deutschland gestiegen, auch in der Schweiz ist die Tendenz steigend.“

Roman Prymula und Christian Kunz  (Foto: Autorin)
Träger des Virus sind Zecken. Gerade in Tschechien begünstigen Landschaft und Klima deren Vermehrung. Christian Kunz unterstützt daher die Bemühungen der hiesigen Ärzteschaft um mehr Impfschutz für die tschechische Bevölkerung. Der Präsident der Tschechischen Impfgesellschaft, Roman Prymula, schätzt diese Unterstützung sehr:

„Wir sind hier in einer Weltgegend, in der die von Zecken übertragene Enzephalitis endemisch auftritt. Sie ist eine sehr schwere Krankheit. Mit Herrn Prof. Kunz arbeiten wir schon viele Jahre lang zusammen. Man kann sagen, dass er ein Freund der Tschechischen Republik ist, und wir haben ihn nun in Anerkennung seines Lebenswerks zum Ehrenmitglied unserer Gesellschaft ernannt – als erstes Ehrenmitglied in der Geschichte der Tschechischen Impfgesellschaft.“

Der Geehrte verbirgt seine Freude nicht:

„Das bedeutet für mich eine Überraschung und eine große Freude und auch eine Anerkennung meiner Arbeit.“

Trotz des hohen Alters von einundachtzig Jahren wirkt Christian Kunz nach wie vor als emeritierter Vorstand am Institut für Virologie der Universität Wien.