Vor 340 Jahren gegründet: Das 35. Infanterie-Regiment Pilsen

Teil der 35. Infanteriekompanie

Die sogenannten 35er sind selbst im heutigen Tschechien noch ein Begriff. Gemeint sind damit die Soldaten des österreichisch-ungarischen 35. Infanterie-Regiments, das in Plzeň / Pilsen stationiert war.

Den Ruhm des Regiments griff auch der Liedermacher Karel Hašler auf, der eine Hymne auf die 35er komponierte. Hašler diente während des Ersten Weltkriegs in diesem Teil der österreichisch-ungarischen Armee.

Türkenkriege und General Laudon

General Laudon | Foto: Heeresgeschichtliches Museum/Wikimedia Commons,  public domain

Gegründet wurde das Regiment am 8. Januar 1683 aufgrund eines Dekrets von Kaiser Leopold I. Die Habsburger brauchten damals neue Truppen, um sich gegen die Türken zu verteidigen. Und so kämpften Teile des Regiments einige Monate nach seiner Gründung auch schon bei Wien. Die Soldaten der Truppe wurden in der Folge bei zahlreichen Feldzügen eingesetzt, und während des Siebenjährigen Krieges gegen Preußen standen sie unter der Führung von Marschall Daun und General Laudon.

Erst zu Zeiten von Maria Theresia, konkret 1769, erhielt das Regiment die berühmte Nummer 35 und wurde der Region Pilsen zugeordnet. In der Folge kämpfte dieser Teil der k. u. k. Armee in einigen berühmten Schlachten wie 1809 in den Napoleonischen Kriegen bei Aspren oder 1859 bei Solferino.

In Pilsen waren die Soldaten des Regiments zunächst in Privathäusern untergebracht. 1826 wurde ihnen jedoch eine eigene Kaserne übergeben, die die Bürger der westböhmischen Stadt aus eigenen Mitteln finanziert hatten. Zur Einweihung reiste auch Kaiser Franz I an.

Ehemalige Kaserne des 35. Pilsner Marschregiments | Quelle:  Wikimedia Commons,  public domain

Verteidigung der Tschechoslowakei

Schlacht bei Zborów | Foto: Archiv des Militärhistorischen Instituts

Im Ersten Weltkrieg standen die 35er noch lange aufseiten der Donaumonarchie. So auch im Juli 1917 in der Schlacht von Zborów. Damals bestand das Regiment zu zwei Dritteln aus tschechischsprachigen Böhmen und zu einem Drittel aus deutschsprachigen. In Zborów trafen die Soldaten auf tschechische Legionäre, die in der russischen Armee kämpften. Dabei sollen sich Verwandte und Bekannte aus Pilsen und Umgebung gegenüber gestanden haben.

Nach schweren Verlusten kehrte das Regiment zu Ende des Ersten Weltkriegs in seine Heimatstadt zurück. Kaiser Karl I. entband es von seinem Eid. In der Folge wurden die Soldaten zur Verteidigung des neuen tschechoslowakischen Staates eingesetzt. Unter anderem gingen sie dabei im November und Dezember 1918 gegen die selbsternannte Provinz Deutschböhmen vor und besetzten Westböhmen. Seinen letzten Einsatz hatte das Regiment bei der allgemeinen Mobilmachung während der Sudetenkrise im September 1938. Nach der Besetzung Böhmens und Märens durch Hitler wurde es wie auch die weiteren Reste der tschechoslowakischen Armee aufgelöst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die 35er in Klatovy / Klattau zwar neu formiert, danach aber nach Domažlice / Taus verlegt. Später ging die Namensgebung gänzlich verloren. Auch die mächtige Empire-Stil-Kaserne im Zentrum Pilsens überlebte die kommunistische Ära nicht. 1969 musste sie einem Straßenbau weichen. Doch der Kult der 35er ist geblieben. Hašlers Marsch zu Ehren des Regiments gilt heute als Sporthymne der Stadt.

Foto vom Abriss der Kaserne des 35. Regiments in Pilsen | Foto: Vladimír Bernášek
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