Vor 60 Jahren wurde die Widerstandskämpferin Milada Horáková hingerichtet

Milada Horáková

Am Sonntag gedachte Tschechien der Opfer der kommunistischen Diktatur. Das Datum war nicht zufällig gewählt. Am 27. Juni 1950, in den frühen Morgenstunden, wurde die antikommunistische Widerstandskämpferin Milada Horáková hingerichtet. Die Gedenkfeiern standen daher ganz im Zeichen des 60. Todestages von Horáková.

Es war einer der größten politischen Schauprozesse in der Geschichte der Tschechoslowakei. Für angeblichen Hochverrat und die Verschwörung gegen den Staat wurden die antikommunistische Widerstandskämpferin Milada Horáková und drei Mitstreiter zum Tod durch den Strang verurteilt. Am 27. Juni 1950 wurde das Urteil im Gefängnis Prager Stadtteil Pankrác vollstreckt. Jan Kalous vom Institut für die Dokumentation und Untersuchung der kommunistischen Verbrechen erklärt, warum gerade Horáková vom kommunistischen Regime zur Symbolfigur des Schauprozesses erkoren wurde:

Přemysl Sobotka und Miroslava Němcová am Gedenkakt zum 60. Todestag Horákovás  (Foto: ČTK)
„Die Organisatoren dieses Prozesses brauchten eine repräsentative Figur, die Beziehungen sowohl ins Ausland als auch in die heimische Politik hatte. Das alles erfüllte Milada Horáková. Sie war die ideale Figur, um sie an die Spitze einer angeblichen Verschwörung zu stellen.“

Der frühere britische Premierminister Winston Churchill und bedeutende Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Albert Camus oder der Dichter André Breton protestierten. Albert Einstein bat in einem Telegramm an Präsident Gottwald und Premier Zápotocký um Gnade für Horáková und die anderen Verurteilten – ohne Erfolg.

Gedenkakt zum 60. Todestag Horákovás in Prag-Ďáblice  (Foto: ČTK)
„Die Kommunisten zeigten damit, dass sie vor nichts und niemandem halt machen. Nicht einmal davor, eine beliebte Politikerin hinzurichten, die Mutter eines minderjährigen Kindes, eine Frau, die dem Naziregime aktiven Widerstand geleistet hatte“, so der Historiker Petr Koura.

Während des Prager Frühlings 1968 wurden die Urteile des Jahres 1950 aufgehoben. Zu einer vollständigen Rehabilitierung kam es jedoch erst nach der Samtenen Revolution 1989. Milada Horákovás Todestag, der 27. Juni, wurde 2004 zum nationalen Gedenktag für die Opfer des kommunistischen Regimes erklärt.

Milada Horákovás Büste in Prag-Pankrác  (Foto: Luděk Kovář,  www.wikimedia.org)
Man dürfe die Opfer nicht vergessen – weder Horáková noch andere hingerichtete Widerstandskämpfer wie General Heliodor Píka, sagte der Senatsvorsitzende Přemysl Sobotka bei einem Gedenkakt zum 60. Todestag Horákovás im Gefängnis Pankrác.

Alleine in den fünf Jahren nach der kommunistischen Machtergreifung von 1948 bis 1953 wurden in der Tschechoslowakei fast 200 Menschen aus politischen Gründen hingerichtet.