VW-Abgasskandal: Tschechien möchte Unterstützung bei Rückrufaktion
Wird es eine verbindliche oder etwas moderatere Anordnung geben? Bei der Rückrufaktion von VW-Autos mit installierter Betrugssoftware in Mitteleuropa steht diese Frage seit mehr als einem Vierteljahr im Raum. Am Montag wurde dazu in Prag eine erste Antwort gegeben. Bei einem Treffen der Verkehrsminister der Länder der Visegrad-Gruppe (V4) haben Tschechien, Polen, Ungarn und die Slowakei eine Übereinkunft dazu getroffen.
Schon nach seinem Besuch im November in Deutschland hatte Minister Ťok angemerkt, dass die in Tschechien von VW verprellten Kunden wohl nicht auf eine fette Entschädigung durch den deutschen Konzern hoffen können, wie das in den USA der Fall ist. Die Amerikaner hätten ein anderes Rechtssystem, heißt es. Am Montag bestätigte Ťok in Prag noch einmal:
„Die Art und Weise, wie die gesamte Causa in den Vereinigten Staaten geregelt wird, hat auf die Lösung des Problems in Europa keinen Einfluss.“Dennoch sollte der VW-Konzern, so der tschechische Verkehrsminister, auch seinen enttäuschten Kunden in Tschechien eine Kompensation anbieten. Das könnte zum Beispiel dadurch geschehen, dass man den Fahrzeughaltern der mit manipulierter Software ausgerüsteten Autos die Anfahrtskosten zur Werkstatt erstattet oder aber andere Vergünstigungen gewährt. In Tschechien sind rund 150.000 Wagen des Konzerns von dem Betrug betroffen. Der größte Teil davon sind Pkw des Unternehmens Škoda, das eine Volkswagen-Tochtergesellschaft ist. An diesen Fahrzeugen sollte die Software-Umrüstung zügig erfolgen, weil Škoda sich dem Problem offen stelle, sagt Ťok:
„Ich muss sagen, dass die Einstellung von Škoda dazu sehr gefällig ist. Die Verantwortlichen in Mladá Boleslav sind sich bewusst, dass sie das Problem ihren Kunden eingebrockt haben. Ich hoffe daher, dass sie diese Haltung über die gesamte Dauer der technischen Durchsichten beibehalten.“In einem Interview für die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks äußerte der Verkehrsminister ferner, er habe sich bereits ein Bild darüber gemacht, wie diese Durchsichten ablaufen dürften. Konkret sagte er:
„Wenn man zur Durchsicht des Autos in die Werkstatt kommt, dann am besten verknüpft mit einer ohnehin geplanten Kontrolle. Die Kfz-Mechaniker verbinden das Auto mit einem Computer, von dem aus sie feststellen, welche Software-Version im Fahrzeug vorliegt. Ist es die manipulierte Software, dann wird diese gelöscht und durch eine zugelassene ersetzt.“Der ganze Vorgang dauere maximal eine Viertelstunde, versicherte Ťok und ergänzte, dass bei Autos mit 1,2 Liter Hubraum zudem der Luftmassenmesser kalibriert werde. Es sieht also ganz so aus, als wenn Volkswagen bei seinem Diesel-Gate zumindest in Tschechien keine größeren Unannehmlichkeiten zu befürchten hat. Dazu trägt sicher auch Škoda Auto bei, denn diese Marke genießt hierzulande weiter viel Vertrauen.