Wahlen, kein Euro in Tschechien und ein Prag-Besuch 1968

Illustrationsfoto: Leo Cinezi, www.sxc.hu

Und nun, liebe Hörerinnen und Hörer, ist wieder Zeit für Ihre Sendereihe bei Radio Prag: das Hörerforum.

Illustrationsfoto: Gerhard Simader,  www.sxc.hu
Ahoj und herzlich Willkommen! Am Mikrofon begrüßt Sie Till Janzer, bevor Patrick Gschwend beim nächsten Mal in zwei Wochen wieder übernimmt. So langsam trudeln bei uns erste Reaktionen von Ihnen auf die tschechischen Parlamentswahlen ein. Uns interessiert auch, ob Sie sich ausreichend von uns zu dem Ereignis informiert fühlen. Also schreiben Sie ruhig!

Ich möchte mich noch einmal entschuldigen für den längeren Sendeausfall am Freitag, 28. Mai, um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Es war eine technische Panne, die nicht von uns im Funkhaus verursacht war. Empfangsberichte für diesen Teil der vergangenen Woche haben wir noch nicht erhalten. Aber davor haben Sie wieder fleißig unsere Sendungen gehört. Für ihre Empfangsberichte danken wir unter anderem Peter Möller aus Duisburg, Martin Brosche aus Schwäbisch Gmünd, Günter Jacob aus Passau, Dieter Sommer aus Eisleben, Werner Spinnehörn aus Frankfurt und Franz Schanz aus dem österreichischen Schrems. Bitte seien Sie nicht böse, falls Sie diesmal nicht erwähnt wurden, vielleicht sind Sie das nächste Mal schon wieder dabei.

Fujisawa City  (Foto: www.wikimedia.org)
Auch aus dem fernen Ausland haben wir Empfangsberichte erhalten, wie von Nobuya Kato aus Fujisawa City. Wie er schreibt, empfangen die DXer in Japan am ehesten unsere Ausstrahlung um 16.30 Uhr Weltzeit auf 11700 Kilohertz. Er lüftet auch das Geheimnis, warum die deutschen Sendungen von Radio Prag so viele Freunde in Japan gefunden haben. Selbst hat er zuvor über 30 Jahre lang unsere englischen Sendungen verfolgt. Doch die für ihn am besten zu empfangende Ausstrahlung sei leider nicht mehr im Programm. Deswegen begrüße ich ihn und einige weitere japanische Hörer nun auch offiziell beim deutschen Programm von Radio Prag.

Immer wieder erreichen uns im Übrigen auch unvollständige Empfangsberichte. Neben Ihren persönlichen Koordinaten und den Angaben über das technische Equipment, Zeit, Ort usw. sollte solch ein Bericht selbstverständlich auch eine kurze Beschreibung des Programms, das sie gehört haben, enthalten - also ein paar Worte zum Inhalt. Dazu kommt dann noch die Bewertung der Sendequalität. Das Formular mit einer Auflistung aller von uns gewünschten Angaben finden Sie, wie Sie sicher wissen, auf unseren Webseiten www.radio.cz unter dem Link Empfangsberichte.


Parlamentswahlen 2010  (Foto: ČTK)
In den vergangenen beiden Wochen haben Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, aber nicht nur fleißig Empfangsberichte geschrieben, sondern wie immer viele Briefe, Postkarte und E-Mails. Auch dafür vielen Dank! Noch am Sonntag erreichte uns eine E-Mail von Horst Cersovsky aus Sangershausen in Sachsen-Anhalt, der auf die Parlamentswahlen reagiert:

„Mit besonderem Interesse habe ich den Ausgang der Wahlen im Nachbarland verfolgt und blicke nun auch gespannt auf die Regierungsbildung. Es wird wohl wieder nicht einfach. Die Änderungen in der Parteienlandschaft sind gravierend. Ich hoffe dennoch, dass es bald eine arbeitsfähige Regierung in Tschechien auf möglichst großer Wählerbasis gibt.“

Wahlteam der Sozialdemokraten  (Foto: ČTK)
Herr Cersovsky, Ihrer Hoffnung können wir uns hier in der Redaktion nur anschließen. Immerhin sind die Mehrheitsverhältnisse nach den Wahlen vom vergangenen Wochenende relativ klar, wohingegen es vor vier Jahren ja zu einem Patt zwischen dem rechten und dem linken Lager gekommen war.

Auch Engelbert Borkner aus einem „halbwinterlichen“ Hildesheim, wie er schreibt, hat sich Gedanken zum politischen Geschehen in Tschechien gemacht. Wenn auch eher mit wirtschaftspolitischem Schwerpunkt. So heißt es bei ihm:

Foto: Europäische Kommission
„Inzwischen hat man in Tschechien auch die Realitäten erkannt und hat die Einführung des Euro in weite Ferne gerückt. Man spricht bei Ihnen vom Jahr 2015; vielleicht wird dieses Datum wahr und der Euro ist noch die europäische Währung. Ich bin zwar kein Pessimist, aber in der augenblicklichen Situation sieht es nicht unbedingt danach aus.“

Dazu muss man natürlich sagen, dass angesichts des Haushaltsdefizits hier in Tschechien auch nichts anderes übrig bleibt, als den Euro nach hinten zu schieben. Das Problem sind also die Maastricht-Kriterien. Und selbst wenn man die Maastricht-Kriterien hier erfüllen würde, bräuchte es immer noch mehrere Jahre, um alle Schritte zur Einführung der Gemeinschaftswährung zu tätigen.


Prager Wenzelsplatz im August 1968  (Foto: www.rozhlas.cz/1968)
Wir verlassen die Politik. Unser Hörer Reiner Schulze aus Wustermark hat uns um Rat gefragt und erzählt dabei von seinem Prag-Aufenthalt während des so genannten Prager Frühlings, also während der Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei. Er schreibt:

„Ich als DDR-Bürger war 1968 im Sommer in Prag. Ich war erstaunt, dass man in Läden beim Wenzelsplatz Persil-Waschmittel bekommen konnte. Auf dem Wenzelsplatz hatte ich dann beim Wassermeloneessen netten Kontakt mit Bürgern aus Österreich bekommen. Prag habe ich als sehr schöne Stadt kennen gelernt – nicht nur die bekannten Denkmäler und Sehenswürdigkeiten, ich habe auch sehr schöne Kirchen gesehen. Wenige Zeit nach dem Aufenthalt kam es zu den Unruhen. Ich möchte diese Zeit gerne nachvollziehen können und suche deshalb ein Buch darüber.“

Josef Koudelka: 'Invasion Prag 1968'
Herr Schulze, da helfen wir Ihnen gerne. Sie haben ja noch angefügt, dass Sie ein Buch in Deutsch über den Prager Frühling mit möglichst viel Bildmaterial meinen. Der wohl bekannteste Bildband zum Prager Frühling stammt von Josef Koudelka, er hat vor allem den Einmarsch der Sowjettruppen am 21. August in Fotos festgehalten und die Bilder kurz danach in den Westen geschmuggelt. Das Buch heißt Josef Koudelka, Invasion Prag 1968, es ist im Schirmer und Mosel Verlag München im Jahr 2008 erschienen. Wenn Sie sich stärker über die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge informieren wollen, dann muss vor allem beim Grazer Historiker Stefan Karner. Er hat zum 40. Jahrestag der sowjetischen Invasion einen dicken, zweiteiligen Sammelband herausgegeben. Der Titel lautet „Prager Frühling – Das internationale Krisenjahr 1968“. Es ist allerdings fast 3000 Seiten stark. In jedem Fall werden wir Ihnen, Herr Schulze, die Angaben zu beiden Büchern zukommen lassen.


Illustrationsfoto: Sanja Gjenero,  www.sxc.hu
Die Einsendefrist für unseren traditionellen Hörerwettbewerb geht so langsam zu Ende. Wenn Sie auch noch mitmachen und vielleicht als Hauptpreis einen einwöchigen Aufenthalt in Prag für zwei Personen gewinnen wollen, dann sollten Sie bis zum 15. Juni auf folgende Frage zu antworten: Welcher tschechische Schriftsteller oder welches Buch begeistert Sie besonders und warum? Auf Ihre Beiträge freuen wir uns. Schicken Sie sie bitte per E-Mail an [email protected] oder per Post an: Radio Praha, Vinohradská 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Auch wenn es nicht ganz für den Hauptpreis reichen sollte, lohnt sich die Teilnahme. Sie können wertvolle Sachpreise und Radio-Prag-Souvenirs gewinnen. Und die besten Einsendungen werden zudem auf unseren Internetseiten unter www.radio.cz veröffentlicht.

So, und das war es auch schon wieder bei Ihrer Sendung, liebe Hörerinnen und Hörer. Ganz besonders gefreut hat uns noch das Lob von Bernhard Henze aus Köhra. Er findet, dass Radio Prag sich nicht scheut, auch heiße Eisen anzupacken und will, dass wir weiter „am Ball bleiben“. Vielen Dank für diese Einschätzung, Herr Henze, und wir versuchen unser Bestes! Auf Post unserer Hörer, ob mit Lob oder Kritik, freuen wir uns auch weiterhin. Die Adressen sind die gleichen wie für unseren Hörerwettbewerb. In zwei Wochen gibt es dann eine neue Ausgabe des Hörerforums! Bis dahin: Machen Sie es gut!