Wald zu verkaufen

Foto: Lucie Hochmanová, Archiv des Tschechischen Rundfunks
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Viele kleinere Waldeigentümer in Tschechien wollen ihre Grundstücke loswerden. Wegen der Borkenkäferplage schaffen sie es nicht mehr, die Bäume zu pflegen. Zudem übersteigt das Angebot an Holz bei Weitem die Nachfrage. Die Wälder werden daher zu Tiefstpreisen angeboten.

Foto: stokpic,  Pixabay / CC0

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Vlasta Hozmanová besitzt fast zwei Hektar Wald in der Nähe von Benešov / Beneschau in Mittelböhmen. Allerdings ist sie nicht mehr imstande, dort zu wirtschaften:

„Das sind mindestens hundertjährige Bäume, sie sind riesig – sowohl in der Höhe als auch im Umfang. Das bedeutet viel Arbeit und Sorgen. Wenn man einen Wald pflanzt, muss man sich um ihn kümmern. Vor drei Jahren hätten die Bäume gefällt werden können, aber das tat mir damals leid. Und nun ist es so, dass sie vom Borkenkäfer befallen sind.“

Die Holzernte und die Bearbeitung der Stämme bedeuten hohe Kosten für Frau Hozmanová. Zudem müsste sie weitere Gelder in die Erneuerung des Waldes investieren. Deswegen hat sie sich entschieden, ihr Grundstück zu verkaufen. Einen Käufer hat sie bisher aber nicht gefunden:

„Ich möchte das Waldstück verkaufen. Da aber ein Teil der Bäume vom Borkenkäfer befallen ist, gibt es kaum Interessenten. Wenn sich doch jemand meldet, dann will er fast nichts zahlen.“

Immer mehr Annoncen hierzulande bieten Waldstücke zum Verkauf an. Auf dem Webportal lesnipozemky.cz finden sich fast 130 solche Anzeigen. Und die Preise sind im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Mittlerweile lägen sie teils bei einer Krone pro Quadratmeter, sagt Radomír Charvát vom Verband der Gemeinde- und Privatwaldeigentümer:

Radomír Charvát  (Foto: YouTube)
„Die Besitzer, vor allem die Kleinbesitzer, geben ihr gesamtes Geld für die Ernte und Lagerung des Holzes aus. Sie haben keinen Ertrag daraus. Manche haben daher schon aufgegeben. Waldstücke werden heute weit unter dem eigentlichen Wert verkauft. Und es gibt sogar schon Annoncen wie ‚Ich schenke ein Waldstück‘.“

Ganz besonders sei die Böhmisch-Mährische Höhe betroffen, ergänzt Charvát. Dort gibt es etwa 48.000 kleine Waldbesitzer. Nicht einmal der Verkauf des vom Borkenkäfer befallenen Holzes kann sie aber retten. Da der Schädling im ganzen Land die Wälder befallen hat, besteht ein Überangebot. Die Preise des befallenen Holzes seien im Jahresvergleich auf die Hälfte gefallen, und dieser Trend setze sich auch weiter fort, sagt Charvát. Zudem sinken auch die Preise für gesundes Holz.

Foto: Lucie Hochmanová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Forstwirtschaftler stellen derzeit die Schäden an den Wäldern fest, die im vergangenen Jahr entstanden sind. Zum Borkenkäfer war auch noch die Dürre gekommen. Laut Schätzungen liegen die Schäden bei zwölf Milliarden Kronen (470 Millionen Euro). Am stärksten betroffen sind die Kreise Mährisch-Schlesien, Olomouc / Olmütz, Zlín und Vysočina.

Im Jahr 2017 wurden sechs Millionen Kubikmeter Holz in Folge der Borkenkäferkalamität hierzulande geschlagen, 2018 war es bereits das Doppelte. Um den betroffenen Eigentümern zu helfen, hat das Landwirtschaftsministerium für das laufende Jahr die Fördersumme für die Erneuerung der Wälder verdoppelt. Zudem wird an einer neuen Verordnung gearbeitet, die bestimmen soll, welche Baumarten wo gepflanzt werden sollen. In Zukunft will man nämlich vor allem auf Laubbäume setzen.