Kaputte Kiefern und gesunde Buchen – Waldzustandsbericht 2023 für Tschechien veröffentlicht

Vor einigen Wochen haben wir bereits über den relativ schlechten Zustand der tschechischen Wälder wegen der Borkenkäferplage berichtet. Nun erscheint der offizielle Waldzustandsbericht. Wissenschaftler untersuchen dafür, welche Baumarten hierzulande wie stark beschädigt sind – und das auch abhängig von der Höhe, in der sie stehen.

Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International

Wie entwickelt sich der Zustand der Bäume in den tschechischen Wäldern? Das ermitteln Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Forst- und Jagdwesen (Výzkumný ústav lesního hospodářství a myslivosti) jedes Jahr. Nun haben sie den neuesten Waldzustandsbericht vorgestellt. Unter anderem wurde der Grad der Defoliation untersucht, also der Umfang des Blatt- oder Nadelverlustes. Die Experten nahmen dafür 28 unterschiedliche Baumarten in verschiedenen Höhenlagen in Augenschein, insgesamt 6800 Bäume.

Am weitesten verbreitet ist hierzulande die Gemeine Fichte. Die Bäume dieses Holzes haben im Schnitt einen Nadelverlust von 30 Prozent, ohne dass sich dies in letzter Zeit sonderlich verändert hat. Vít Šrámek leitet das Forschungsinstitut und schildert weitere Erkenntnisse:

Vít Šrámek | Foto: Forschungsinstitut für Forst- und Jagdwesen

„Die Eiche ist unser zweithäufigster Laubbaum. Bei ihr liegt der Blattverlust im Schnitt – ähnlich des Nadelverlustes bei der Fichte – bei 30 Prozent. Die gesundeste Art ist die Buche. Sie weist durchschnittlich 20 Prozent Blattverlust auf, und das ohne größere Veränderungen im zeitlichen Vergleich.“

Denn das Forschungsinstitut untersucht den Zustand des tschechischen Waldes bereits seit 1986 an festgelegten Beobachtungsflächen. Dort zeigt sich, dass die Lage der Kiefer am kritischsten ist.

„Sie ist unsere zweithäufigste Baumart und macht 16 Prozent des Waldbestandes hierzulande aus. Bei ihr ist der Nadelverlust seit dem Ende der 1990er Jahre immer weiter angewachsen“, so Vít Šrámek.

Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International

Im vergangenen Jahr gab es etwas Erholung für die Wälder in Tschechien. Laut dem Waldschutzkoordinator am Institut, Miloš Knížek, zerstörte der Wind nicht so viele Bäume wie in den Jahren zuvor. Und die Borkenkäferkalamität geht seit 2020 zurück:

„Seitdem verbessert sich der Zustand der Wälder wieder. Allerdings besteht kein Anlass für übertriebenen Optimismus. Denn der Umfang des Kahlschlags liegt immer noch weit über dem, der bei früheren Kalamitäten vorgenommen wurde. Und das ist nicht nur ein Problem in Tschechien, sondern in ganz Mitteleuropa. In den Nachbarländern hat sich in den vergangenen beiden Jahren sogar die Baumernte erhöht, das könnte für uns eine Warnung sein.“

Die Gesundheit des Waldes hängt im Übrigen auch vom Alter des Bewuchses ab. Anfang des 20. Jahrhunderts waren nur rund drei Prozent der Bäume auf tschechischem Boden über einhundert Jahre alt. Heute sind es mehr als 20 Prozent. Laut dem Forschungsinstitut für Forst- und Jagdwesen sind indes alte Hölzer stärker gefährdet durch Schädlinge und Wetterextreme als junge.

Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International
Autoren: Till Janzer , Karolína Burdová
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