Was sind tschechische Lebensmittel? Ministerium plant neues Gütesiegel

Foto: Archiv des tschechischen Landwirtschaftsministeriums

Wer in einem Laden in Tschechien steht, weiß manchmal nicht, worauf er achten soll vor lauter Gütesiegel. Nun plant Landwirtschaftsminister Marian Jurečka ein weiteres Label einzuführen: Česká potravina („Tschechisches Lebensmittel“). Was verbirgt sich dahinter, und was soll dieses Gütesiegel bringen?

Foto: Archiv des tschechischen Landwirtschaftsministeriums
Sie heißen Česká klasa, Vím co jím (Ich weiß, was ich esse) oder einfach nur Bio. Manche der Gütesiegel verlangen genau definierte Eigenschaften der Produkte, andere sind wohl eher Marketingtricks. Prinzipiell will Landwirtschaftsminister Jurečka, dass mehr tschechische Lebensmittel auch hierzulande konsumiert werden. Schon jetzt ist in der Europäischen Union vorgeschrieben, dass die Verbraucher bei bestimmten Lebensmitteln wie Obst und Gemüse sowie Fleisch im Geschäft über die Herkunft informiert werden müssen. Bei verarbeiteten Lebensmitteln geht das aber nicht, und außerdem möchte der Minister eine deutlichere Kennzeichnung. Deswegen nun ein Siegel mit der weiß-rot-blauen tschechischen Trikolore, darunter die Aufschrift „Česká potravina“. Nur: Was sind tschechische Lebensmittel überhaupt? Marian Jurečka erläuterte gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Marian Jurečka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Falls Lebensmittel aus einer einzigen Zutat bestehen wie zum Beispiel Milch, dann ist das einfach: Alles muss zu 100 Prozent in Tschechien hergestellt sein. Bei Lebensmitteln aus mehreren Zutaten sagen wir, dass mindestens 75 Prozent des Produkts aus Tschechien kommen muss. Damit meinen wir zum Beispiel ein Fleischprodukt, bei dem etwa das Schweinefleisch hierzulande hergestellt wurde, aber die Gewürze und weitere Ingredienzien aus dem Ausland eingeführt werden müssen.“

Quelle: Archiv des tschechischen Landwirtschaftsministeriums
Das Logo zu nutzen ist für die Anbieter freiwillig. Doch es gibt traditionelle tschechische Lebensmittelproduzenten, die noch eine weitere Produktgruppe herstellen wie etwa Schokolade. Bei dieser lässt sich schwerlich die Vorgabe erfüllen, dass 75 Prozent der Zutaten tschechischer Herkunft sind. Deswegen soll in diesen Fällen unter der Flagge des Landes stehen: „Hergestellt in der Tschechischen Republik“.

Ab Herbst dieses Jahres können die beiden neuen Gütesiegel genutzt werden. Bis Mitte des kommenden Jahres soll der Hinweis auf die tschechische Herkunft von Lebensmitteln auch rechtlich geschützt sein.

„Wer zu Marketingzwecken den Verbraucher täuscht oder vorgibt, dass ein Produkt mit Tschechien verbunden oder tschechisch ist, obwohl es nicht die genannten Bedingungen erfüllt, dann wird gegen ihn ein Rechtsverfahren eingeleitet. Es droht ihm ein Bußgeld von bis zu zehn Millionen Kronen“, so der Landwirtschaftsminister.

Petr Havel  (Foto: YouTube)
Zehn Millionen Kronen sind derzeit umgerechnet 370.000 Euro.

Das Landwirtschaftsministerium behauptet, mit den geplanten neuen Regelungen mehr Übersicht in die Vielfalt an Gütesiegeln zu bringen. Das sieht Agrar-Analytiker Petr Havel jedoch anders:

„Ich bin nicht wirklich davon überzeugt, dass zur besseren Übersicht auch die Einführung neuer Gütesiegel gehören sollte. Denn der Verweis auf eine Vereinheitlichung des Logos ist nicht ganz richtig. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Siegel, denen bereits ein ähnlicher Gedanke zugrunde liegt. Stellvertretend nenne ich das Logo ‚Tschechisches Produkt‘, das die Lebensmittelkammer herausgibt. Das ist praktisch identisch, nur die Aufschrift ist leicht anders.“

Foto: Archiv des tschechischen Landwirtschaftsministeriums
Das Landwirtschaftsministerium selbst verwaltet im Übrigen neben den neu geplanten Gütesiegeln noch drei weitere: eines für Bio-Lebensmittel, eines für besonders hochwertige Produkte und ein weiteres für regionale Erzeugnisse.

Autor: Till Janzer
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