„We must act“ – der tschechische Unternehmer Dědek und sein Aufruf für die Ukraine
Wenn es um die Hilfe für die Ukraine geht, gehört Dalibor Dědek zu den aktivsten tschechischen Unternehmern. Vor einigen Wochen veröffentlichte er einen internationalen Aufruf, in dem er zu mehr Unterstützung für das Kriegsland aufgefordert hat.
Dalibor Dědek ist Eigentümer der Firmengruppe Jablotron. Der Milliardär finanziert durch seine Firmenstiftung vor allem Projekte im Bildungswesen und in der Wissenschaft. Zudem engagiert er sich beispielsweise für den Schutz der einzigartigen Bergwiesen im Isergebirge. Vor knapp zwei Monaten veröffentlichte der Unternehmer einen internationalen Aufruf mit dem Titel „We must act“. Mit diesem rief er alle demokratischen Länder zu militärischer Hilfe für die Ukraine auf. Dědek setzte sich zudem für humanitäre Brücken zu den belagerten Städten ein. Er selbst hat an die ukrainische Botschaft in Prag bereits mehr als 30 Millionen Kronen (1,22 Millionen Euro) für die Ausrüstung der Armee überwiesen. Am vergangenen Samstag sendete der Tschechische Rundfunk in seinen Inlandssendungen ein Gespräch mit Dalibor Dědek. Dieser erläuterte einleitend, was er vor allem derzeit für problematisch halte:
„Wir leben in der Vorstellung, dass der Frieden, der in unseren Ländern herrscht, anhalten werde und sich die Lage nicht ändern könne. Vor nicht so langer Zeit haben auch die Bewohner der Ukraine diese Illusion gehabt. Meiner Überzeugung nach muss aber das Übel, das von Russland in Richtung Westen ausgeht, in der Ukraine gestoppt werden. Ich möchte nicht erleben müssen, dass wir uns irgendwann einmal in derselben Lage wie die Ukrainer befinden. Dann würden wir auch um die Hilfe der westlichen Länder betteln.“
Dalibor Dědek verweist auf eine Erklärung, die 1994 auf der KSZE-Konferenz in Budapest unterzeichnet wurde. In dem Dokument verpflichteten sich damals Russland, die USA und Großbritannien gemeinsam, als Gegenleistung für den ukrainischen Verzicht auf Atomwaffen, die Souveränität des osteuropäischen Landes und seine Grenzen zu achten. Im Fall einer Invasion sollten die Unterzeichnerstaaten der Ukraine helfen, so Dědek:
„Das Memorandum wird mittlerweile als Dokument bezeichnet, das aus rechtlicher Sicht nicht umsetzbar ist.“
Tschechien hat schon vor einigen Wochen Panzer und weitere Militärtechnik an die Ukraine geliefert. Andere Länder sind mittlerweile nachgezogen. Dennoch meint Dalibor Dědek:
„Ich befürchte, dass dies bereits zu spät war. Hätte man früher angefangen, sich mit solchen Lieferungen zu beschäftigen, wäre die Hilfe angemessen gewesen. Ich habe mich von Anfang an darum bemüht, wenigstens humanitäre Flugkorridore durchzusetzen, um das Leiden der Zivilpersonen zu lindern.“
Dědek versucht bereits seit mehreren Wochen, weitere tschechische Unternehmer zu einer stärkeren Unterstützung für die Ukraine zu bewegen. Die Reaktionen seien unterschiedlich, sagt er:
„Ein gutes Zeichen ist jedoch die Tatsache, dass tschechische Bürger schon mehr als eine Milliarde Kronen (40,8 Millionen Euro, Am. d. Red.) allein auf das Konto der ukrainischen Botschaft überwiesen haben. Wenn man das ins Verhältnis setzt zu den Summen, die in anderen Ländern zum selben Zweck gespendet wurden, sollten sich die dortigen Bewohner schämen.“
Tschechien liegt mit beim Gesamtumfang der Ukraine-Hilfe auf dem fünften Rang weltweit. Dědek hält es für sehr gut, ein Beispiel zu geben.
„Es ist positiv, dass sich die Lage in diesem Bereich ändert. Bei der Mehrheit der tschechischen Unternehmer, die ich wegen der Hilfe kontaktiert habe, bin ich auf positive Reaktionen gestoßen. Eine Reihe von ihnen fand es wichtig, den nach Tschechien Geflüchteten unter die Arme zu greifen. Aber ein hoher Anteil an Frauen und Kindern ist in der Ukraine geblieben – und ihre Leben sind unmittelbar gefährdet. Nur die ukrainische Armee kann ihnen die Hilfsgüter bringen. Viele der Menschen, die ich darauf angesprochen habe, haben auf meinen Aufruf positiv reagiert.“
Verbunden
-
Tschechien und der Krieg in der Ukraine
Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine