Weltuntergang auf Böhmisch
"Es wird aber kommen große Hitze und große Kälte, und die Menschen werden wehklagen. Am Firmament werden neue Planeten erscheinen und alte verlöschen, und es werden zwei mächtige Könige sein im Land, und sie werden gegeneinander streiten."
Kein Wunder, dass da der Weltenlauf ins Schlingern kommt, und kein Wunder, dass man das auch noch im Böhmerland selbst merken kann. Die Astronomen haben die Gewißheit über die Zahl der Planeten verloren, und die Tschechen die Gewißheit über die Zahl ihrer Regierungschefs. Seit Mittwoch gibt es den Nicht-Mehr-Premier Jiri Paroubek, der aber immerhin eine Regierung hat, und den Noch-Nicht-Premier Mirek Topolanek, der nicht weiß, wo er eine ebensolche hernehmen soll. Einer von beiden muss übrig bleiben, als kleiner König Ohneland, statt als Gesetze schleudernder Heros.
Ein Ringen von biblischen Ausmaßen, jedenfalls wenn man es durch das böhmische Vergrößerungsglas betrachtet, quasi Goliath gegen Goliath, und entsprechend unentschieden. Kein Wunder, dass die Kontrahenten auch zu biblischen Waffen greifen: Einen Zweikampf im Bogenschießen hat ODS-Chef Topolanek seinem Widersacher Paroubek angeboten, um das Recht auf die Regierung auszuschießen. Tschechische Sportschützen haben den Scherz aufgegriffen und so ist der Noch-Nicht Premier Topolanek in der vergangenen Woche in Vorlage gegangen. Das Ergebnis: einmal Gelb und zweimal Rot - 26 Punkte. Die Reaktion von Nicht-Mehr-Premier Paroubek steht noch aus.Vorläufig also begnügt man sich der Scheibe als Ziel. Wie weit es Noch-Nicht- und Nicht-Mehr-Premier in ihrem Kräftemessen aber noch treiben werden, das steht das steht in den Sternen - irgendwo zwischen Planet acht und zwölf. Aber die sind derzeit ja vollauf mit sich beschäftigt. Und der Weltuntergang in Böhmen? Der ist wegen Wirtschaftswachstum und allgemeinem Desinteresse erstmal verschoben. Außerdem wird das Wetter ja gerade wieder besser.