„Wenn man zum Prager Frühling eingeladen war, wusste man: Hier trifft man die ganze Welt“
Das Musikfestival Prager Frühling geht zu Ende. In Prag gaben sich auch dieses Jahr die Stars der Klassikszene die Klinke in die Hand. Aber nicht nur die Musiker, auch die Dirigenten, die ja maßgeblich zum Gelingen eines Konzertes beitragen, wurden begeistert empfangen. Einer von ihnen war der deutsche Dirigent Kurt Masur. Unter seiner Leitung spielten dieses Jahr die Dresdner Philharmoniker zusammen mit Anne-Sophie Mutter. Kurt Masur berichtet über seine ganz besondere Beziehung zu Prag.
Kurt Masur gerät ins Schwärmen, wenn er von seinen musikalischen und künstlerischen Erlebnissen in Prag berichtet. Zu jeder Zeit sei hier künstlerischer Austausch möglich gewesen, so Kurt Masur:
„Prag war die einzige Nahtstelle zwischen Ost und West. Wenn man zum Prager Frühling eingeladen war, wusste man: Hier trifft man die ganze Welt. Das war für mich das Faszinierende an diesen Jahren und ein großes Geschenk. Ich bedanke mich dafür bei den Pragern und auch bei ihnen.“
Kurt Masur hat schon fast überall auf der Welt dirigiert. Er war Chefdirigent in London und Paris und beim Israel Philharmonic Orchestra ist er Ehrendirigent. In Leipzig leitete er über dreißig Jahre lang das Gewandhausorchester. Er setzte auch den Neubau des Gewandhauses durch. Und das war in der DDR alles andere als einfach, wie er erzählt:
„Das Gewandhaus spielte zu dieser Zeit immer noch im Zoo. Wenn wir pianissimo spielten, hörten wir manchmal die Löwen brüllen. Und unten befand sich eine Speisegaststätte. Ich hatte an Erich Honecker geschrieben, dass wir uns schämen müssten, ein so weltberühmtes Orchester in einem Gasthaussaal mit brüllenden Löwen spielen zu lassen. Er hat das begriffen. Man hat dann beschlossen das Gewandhaus wieder aufzubauen. Und das Haus ist bis heute eines der schönsten der Welt.“Von Masurs Erfahrungen können die Prager nur profitieren. Denn auch in Prag ist der Bau eines neuen Konzerthauses seit langem ein Thema. Kein einfaches Anliegen. Schon gar nicht in Zeiten der Wirtschaftskrise. Kurt Masur meinte dazu:
„Sie werden nie eine Situation finden, in der die Geldgeber glücklich sind, dass sie ein Konzerthaus bauen wollen.“
Sie müssten einfach beharrlich bleiben und ihren Willen durchsetzen, empfahl Masur den Prager Musikfreunden.