Wenzelsplatz, Petřín und Kampa alkoholfrei? Prag führt umstrittene Regelung ein

Foto: Tomáš Adamec, ČRo

Ab dem 7. Juli wird auch Prag zu den tschechischen Städten gehören, die den Konsum von alkoholischen Getränken an bestimmten Orten verbieten - so wie etwa jetzt schon in Ústí nad Labem oder Kladno. Wieso kam es überhaupt zu diesem Verbot? Wo überall darf nicht getrunken werden? Und wie hoch ist die Strafe für ein solches „Vergehen“?

Foto: Tomáš Adamec,  Tschechischer Rundfunk
Prag, Wenzelsplatz. Auch hier wird es ab dem 7. Juli verboten sein, Alkohol zu trinken. Dies beschloss vorige Woche die Prager Stadtverwaltung. Grund seien vor allem betrunkene Obdachlose, die sich teilweise aggressiv verhielten und so die öffentliche Ordnung stören würden, so Petr Blažek, erster Stellvertreter des Bürgermeisters von Prag. Einigkeit über diese Verordnung herrscht jedoch nicht. Die Opposition sieht die Freiheit der Prager Bürger in Gefahr, die beispielsweise bei einem Picknick im Park eine Flasche Sekt köpfen wollen. Blažek beteuert jedoch, dass die Polizei durchaus Unterschiede machen wird zwischen jemandem, der sich ein Feierabendbierchen gönnt und einem trinkenden Obdachlosen. Doch ist dieses Messen mit zweierlei Maß fair? Nein, findet Markéta Reedová von der Opposition:

„Das ist etwas, das meiner Meinung nach nicht geht. Vor dem Gesetz und vor den Verordnungen sind wir alle gleich und niemand darf gleicher sein. Man darf nicht bereits jetzt schon vorwegnehmen, dass jemand belangt wird und ein anderer nicht, und das vom Ermessen der fairen und weisen Polizisten abhängig machen. Ich schätze zweifelsohne die Arbeit der Prager Polizei, aber so kann es auch zu schikanösen Handlungen kommen.“

Markéta Reedová  (Foto: Archiv des PragsMagistrats)
Petr Blažek sieht das Verbot auch als eine Präventionsmaßnahme gegen den Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen, die sich Betrunkene in der Stadt zum Vorbild nehmen könnten. Unsinn, meint Reedová:

„Ich fürchte, die Jugend sieht trotzdem irgendwo Angetrunkene. Die Meisten, die sich voll laufen lassen, machen das sowieso woanders, denn schlussendlich darf man draußen in Biergärten und Freisitzen trinken. Die Situation ist paradox. Es betrinkt sich jemand an einem Tisch im Freien, und ein anderer öffnet sich einen Meter weiter eine Bierdose und kann dann von der Polizei dafür belangt werden.“

Es gibt rund 400 Lokalitäten in Prag, an denen das öffentliche Trinken von Alkohol unter Strafe stehen soll - und die Strafe ist nicht gerade niedrig: 1000 Kronen, also rund 40 Euro, an Ort und Stelle und bis zu 30.000 Kronen im Falle einer Verhandlung kann einen so ein Bier, am falschen Ort getrunken, kosten.

Doch woher soll man wissen, wo man noch draußen trinken darf und wo nicht? Es sei die Pflicht eines jeden Bürgers, die Gesetze und Verordnungen zu kennen, so Blažek. Und was sollen Ortsfremde machen? Hier bleibt Blažek eine Antwort zwar schuldig, im Internet aber gibt es mittlerweile Verzeichnisse der Parks und Plätze, an denen der Alkoholkonsum verboten ist. Darunter findet man nicht nur den Wenzelsplatz, sondern auch den Altstädter Ring, die Nationalstraße, den Berg Petřín und viele andere Parks und Grünanlagen.