Wie haben wir einst den 8. März gefeiert?

8. März, Internationaler Frauentag. Heute weiß kaum noch jemand, dass dieser Tag im Gedenken an 129 amerikanische Arbeiterinnen gewählt wurde, die 1908 in New York beim Brand einer Fabrik gestorben waren. Einen Rückblick in die jüngere Vergangenheit macht jetzt Jitka Mladkova:

Es gab in der ehemaligen Tschechoslowakei kaum eine Institution, eine Behörde oder ein Unternehmen, wo nicht mit eiserner Regelmäßigkeit am 8. März der Arbeitsprozess beinahe zum Stillstand kam. An diesem Tag stand, natürlich von der kommunistischen Partei- und Staatsmacht abgesegnet, etwas bzw. jemand noch höher als die Arbeit - nämlich die Frauen. Die Gewerkschaften hatten Tage zuvor, und die männlichen Mitarbeiter spätestens am Vormittag des bedeutenden Tages, die letzten Vorbereitungen für die anstehende Feierstunde getroffen. Die Arbeit wurde Ruckzuck verrichtet, damit es losgehen konnte. Im offiziellen Eröffnungsteil wurden Grußbotschaften des obersten Chefs verlesen. Es gab aber auch solche, die höchstpersönlich die einzelnen Abteilungen des Händeschüttelns wegen durchrannt haben. Anschließend wurden Blumen und Geschenke an die Frauen verteilt. Mal war es eine Seifenkassette, mal ein Frotiertuch, ein anderes Mal eine Porzellantasse usw., kurzum ein abwechslungsreiches Sortiment. Freudenbekundungen seitens der Frauen waren vorprogrammiert. Und dann konnte schon der informelle Teil der Feier beginnen, der sich oft in die späten Abendstunden oder auch bis in die Nacht hinzog. Nicht für alle, versteht sich. Ein Teil der Belegschaft der "Arbeitskollektive" machte sich "mit eiserner Regelmäßigkeit" so schnell wie möglich aus dem Staub.

Wie erinnert man sich heute an dieses Feierritual? Dazu haben wir uns ein paar Stimmen aus den Straßen der tschechischen Hauptstadt geholt. Männliche Stimmen, wohl gemerkt, die ein buntes Meinungsspektrum reflektieren. So sehen es die Pragmatiker:

"Ja, das sagt mir was. Man hat sich in der Regel besoffen. Der Tag wurde mehr von Männern als von Frauen gefeiert."

In unserer kleinen Umfrage waren allerdings auch Nostalgiker vertreten. Hier ist einer von ihnen:

"Das war ein Superfest, auf das sich viele Männer jedes Mal freuten: Die Frauen haben belegte Brötchen und verschiedene Leckerbissen zubereitet und ihnen zuliebe haben die Männer alles verputzt und sich dabei traditionsgemäß betrunken. Ich bin dafür, den Feiertag wieder einzuführen! Das war ein lustiger Tag!"

Unter den befragten Männern sind wir aber auch auf Emanzipationsverfechter gestoßen:

"Für mich persönlich ist es kein Feiertag. Den gab es in der Zeit des Kommunismus, jetzt haben wir wieder den Muttertag. Wieder einführen? Das schon, aber nur wenn es parallel dazu auch einen Männertag geben würde, wie in der einstigen Sowjetunion. Dann wäre es fair."

Nach der Wende 1989 wurde der 8. März nicht mehr offiziell gefeiert. Vor etwa einem Jahr hat er in den tschechischen Kalendern wieder die Bezeichnung "bedeutender Tag" zurückbekommen. Darüber, ob dies die Renaissance des Internationalen Frauentages in Tschechien bedeuten wird, herrscht eher die Skepsis. Hoffnungsvoll sind die Blumenverkäufer und Konditoren.