Wie Tschechien seine EU-Ratspräsidentschaft propagieren will
In weniger als zweieinhalb Monaten übernimmt Tschechien zum zweiten Mal die EU-Ratspräsidentschaft. Schon jetzt ist klar, dass der Krieg in der Ukraine und seine Folgen dabei eines der wichtigsten Themen sein dürften. Ebenso steht bereits das Rahmenprogramm, mit dem die tschechische Regierung ihren Vorsitz im Rat der Europäischen Union begleiten und bewerben will.
Der Start wird musikalisch sein. Und zwar gibt die Prague Philharmonia am 8. Juli im Prager Rudolfinum ein Konzert. Klaviervirtuose Tomáš Kačo hat dafür extra ein Stück komponiert, das er zusammen mit den Philharmonikern aufführen wird. Ebenso in das Programm für die Öffentlichkeit eingebunden ist das DOX, das Prager Zentrum für zeitgenössische Kunst. Dort wird ein Multimedia-Projekt zum Thema Macht und Ohnmacht zu sehen sein. Aber auch beim Festival „Desingblok“ sind spezielle Veranstaltungen zur EU-Ratspräsidentschaft geplant. An ein breites Publikum richtet sich zudem ein weiteres musikalisches Highlight.
„In Zusammenarbeit mit Prague Sounds bereiten wir ein spezielles ‚Konzert für Europa‘ vor. Dieses findet am 2. September statt. Da ein erweitertes Podium auf der Moldau und einer der Brücken über den Fluss aufgebaut wird, kann dieses Ereignis auch aus größerer Entfernung verfolgt werden“, so Marek Zeman, Sprecher des Europaministers Mikuláś Bek (Stan) in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Bei diesem Konzert wird die Tschechische Philharmonie zu hören sein, dazu treten renommierte Sängerinnen und Sänger auf. Es erklingen unter anderem Smetanas „Moldau“ und Janáčeks „Glagolitische Messe“.
Die politischen Treffen im Rahmen des Vorsitzes finden aus Gründen der Kostenersparnis letztlich nur in Prag statt. Wenigstens kulturell wird aber auch außerhalb einiges geboten. Minister Bek:
„Wir würden gern die Kapazitäten der Kulturinstitutionen in den Kreisstädten nutzen. Dabei wollen wir zu einigen ihrer Vorstellungen, Konzerte und Vernissagen sogenannte Europäische Tage veranstalten.“
Weitere Programmpunkte finden in Brüssel statt. So ist dort im Juli eine Laufveranstaltung in Erinnerung an Sportlegende Emil Zátopek geplant. Die „tschechische Lokomotive“, wie er wegen seines unorthodoxen Laufstils auch genannt wurde, stellte 1954 gerade in Brüssel einen neuen Weltrekord über zehn Kilometer auf. Außerdem wäre Zátopek im September 100 Jahre alt geworden. An dem nun geplanten Lauf sollen Diplomaten genauso wie die Öffentlichkeit teilnehmen können. Edita Hrdá ist die tschechische Botschafterin bei der EU:
„Wir wollen unter allen Umständen und bei jedem Wetter starten. Denn genau das hat Emil Zátopek auch immer gemacht. Außerdem denken wir, dass diese Einstellung auch für die Ausrichtung der tschechischen Ratspräsidentschaft nötig sein wird. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an die Öffentlichkeit, geplant ist aber auch die Teilnahme einiger tschechischer Sportler.“
Bei jeder Präsidentschaft werden auch die Gebäude des Europäischen Rates in Brüssel neu dekoriert. Für den ersten tschechischen Vorsitz im Jahr 2009 hatte der Prager Bildhauer David Černý eine umstrittene Installation entworfen. Diesmal wurde eine Gruppe junger Künstler unter der Leitung der Nationalgalerie in Prag beauftragt. Was dabei herausgekommen ist, darauf darf man gespannt sein.
Und last but not least: EU-Ratspräsidentschaften werden auch mit Geschenkartikeln beworben. Ursprünglich wollte Tschechien dafür Socken mit dem Konterfei von Ex-Präsident Václav Havel fertigen lassen. Letztlich sind es aber doch nur Handtücher mit dem offiziellen Logo geworden.
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Tschechische EU-Ratspräsidentschaft
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