WWF: „Tschechien nutzt Energie am wenigsten effizient in Europa“
Die international anerkannte Umweltorganisation World Wildlife Fund bringt alle zwei Jahre den so genannten Living Planet Report heraus, eine der größten Studien über den ökologischen Zustand der Erde. Das Fazit aus dem jüngst veröffentlichten Report 2008: Der Zustand unseres Planeten hat sich weiter verschlechtert. Der so genannte ökologische Fußabdruck des Menschen ist deutlich größer, als er sein dürfte. Insgesamt verbrauchen wir Menschen viel zu viele Ressourcen, je nach Land sind die Unterschiede beträchtlich. In der Tschechischen Republik wird in großem Maße Raubbau betrieben. Till Janzer hat dazu mit Andreas Beckmann gesprochen, dem stellvertretenden Direktor des Donau-Karpaten-Programms beim World Wildlife Fund.
„Umweltverschmutzer ist nicht ganz das richtige Wort, sondern es geht in dem Report um die Staaten, die die meisten Ressourcen benutzen um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. An der Spitze stehen hier die USA und China. Die Tschechen liegen im Ranking aller Länder der Erde auf Platz 15.“
Warum rangiert Tschechien so weit oben? Platz 15 ist ja doch schon sehr weit vorne in einem Index von 150 Staaten.
„Der ökologische Fußabdruck misst den Umfang von geologisch produktivem Land- und Wassergebiet, das letztlich benötigt wird, um die Ressourcen zu produzieren, die wir brauchen, sowie um den Abfall zu absorbieren, der gleichzeitig entsteht. Bei Tschechien ist eines ganz offensichtlich: Das Kohlendioxid, welches das Land produziert beziehungsweise braucht, hat das größte Gewicht bei den die Umwelt beeinträchtigenden Faktoren. Es macht ungefähr 60 Prozent des so genannten Fußabdrucks von Tschechien aus. Tschechien ist das Land in Europa, das die Energie am wenigsten effizient nutzt. Es ist ungefähr zwei bis drei Mal ineffizienter als die westeuropäischen Länder und das sieht man ganz klar in den Werten. Deutschland, das mindestens genauso viel – wenn nicht sogar mehr – als Tschechien konsumiert, ist auf dem Gebiet des Energiesparens viel weiter entwickelt und geht im Vergleich dazu wesentlich effizienter mit seiner Energie um. Die Effizienz der Ressourcennutzung ist deutlich besser.“Der ökologische Fußabdruck liegt weltweit bei 2,7 Hektar, aber nur 2,1 Hektar wären für die Natur wünschenswert. Welche Folgerungen können denn aus dieser Feststellung für den Umgang mit der Natur gezogen werden – zum einen global und zum anderen speziell für Tschechien?„2,1 Hektar wären wünschenswert, aber selbstverständlich wäre es besser, wenn wir weniger hätten. Das spiegelt natürlich ein ziemliches Problem wider: Bis zum Jahr 2035 werden wir, wenn es so weiter geht, zwei Planeten Erde brauchen, um unseren derzeitigen Lebensstil aufrecht zu erhalten. Zweimal die Erde gibt es natürlich nicht. Das heißt, wir leben auf Kosten von zukünftigen Generationen. Wir handeln ökologisch in derselben Weise, wie sich die Investment-Banker die letzten 25 Jahre ökonomisch verhalten haben. Wir wollen im Prinzip die sofortige Befriedigung unserer Bedürfnisse, ohne an die Folgen zu denken, und das muss sich natürlich ändern. Denn die Folgen bemerken wir jetzt schon an vielen Orten auf unserer Erde.“