Zankapfel Veitsdom - gehört er der Kirche oder dem Staat?
Die Auseinandersetzung um den Prager Veitsdom nimmt kein Ende. Seit Jahren streiten sich Kirche und Staat darum, wem das Nationalsymbol eigentlich gehört. Nun gab es ein neues Urteil zugunsten des Staates. Annette Kraus berichtet.
"Dieses Nicht-Lösen des Problems dauert bereits 17 Jahre, das ist schon ein bisschen skandalös. Daher ist es auch kein Wunder, dass dies der breiten Masse der Gläubigen nicht gleichgültig ist und dass sie konkrete Schritte unternehmen wollen. Vorläufig gibt es noch keine Demonstrationen auf dem Wenzelsplatz oder dem Altstädter Ring, sondern nur eine Petition. Ich denke, das ist eine normale Reaktion der Leute auf diese Verzögerungen, die einfach untragbar sind."
Seit 1990 versucht die Kirche wieder in den Besitz des Veitsdomes zu gelangen, den die Kommunisten 1957 per Dekret zum Staatseigentum erklärt hatten. Die erste Entscheidung, die den Dom der Kirche zuerkannte, fällte im Oktober 2005 das Bezirksgericht in Prag. Der Staat legte Berufung ein, aber zunächst ohne Erfolg. So ging der größte Sakralbau Tschechiens im September 2006 wieder in den Besitz der Kirche über. Seither müssen Besucher auch einen Eintritt von 100 Kronen - etwa dreieinhalb Euro - bezahlen. Nach dem jüngsten Urteil kündigte die staatliche Seite an, diese Gebühr so schnell wie möglich wieder abzuschaffen. Der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek stellte sich nun allerdings auf die Seite der Kirche. Am Rande seines Staatsbesuches in Warschau sprach er sich dafür aus, dass der Dom in den Händen der Kirche bleiben solle. Kardinal Vlk hofft auf den Dialog mit der neuen Regierung. Dagegen zeigte er sich von der Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Vorgängerregierung enttäuscht:"Unter den Politikern gab es zuwenig Bereitschaft dieses Problem endgültig zu lösen. Und wir haben mit jeder neuen Regierung neue Hoffnung, dass es endlich geschieht, so auch jetzt."
Den Vorschlag des christdemokratischen Ministers Cyril Svoboda, den Veitsdom von nun an gemeinsam zu verwalten, hat Vlk aber bereits zurückgewiesen. So bleiben die Fronten verhärtet, ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. Der Touristenstrom auf dem Hradschin wird davon natürlich nicht beeinflusst. Allerdings ist das ewige Hin und Her kaum nachvollziehbar. Eine deutsche Besucherin meint Folgendes zu den Vorgängen:
"Für mich ist das mehr als undurchschaubar. Ich finde das einerseits weder gut, dass die Kirche so viel Eintritt verlangt. Andererseits ist es auch nicht gut, wenn eine Kathedrale in den Händen des Staates ist. Beides ist für mich irgendwie merkwürdig, und eigentlich sollte es da eine andere Lösung geben."