Žatec als Drehort und der Film „Jojo Rabbit“
Das kleine Städtchen Žatec liegt in Nordböhmen. Es hat das, was viele deutsche Städte nicht mehr haben: ein historisches Zentrum. Deswegen wurde hier der Film „Jojo Rabbit“ gedreht, den schon viele Millionen Kinogänger auf der Welt gesehen haben. Im Folgenden mehr zu Žatec als Filmkulisse.
„Diese Frage stellen wir uns in der Stadtverwaltung auch häufig. Von den Produzenten und Regisseuren erhalten wir aber immer eine klare Antwort. Es ist das historische Stadtzentrum, das auf die Entwicklung des Hopfenanbaus zurückgeht. Es sind die schönen Gebäude, die heute noch stehen, und das Kopfsteinpflaster aus Granit. Das alles trägt dazu bei, dass nicht nur die Drehstäbe von Historienfilmen nach Žatec kommen“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Jaroslav Špička.
Selbst Hollywoodstars kommen daher in das Städtchen. Bei „Jojo Rabbit“ war es Scarlett Johansson, sie spielt die Mutter des zehnjährigen Hitlerjungens. Gerade für diesen Streifen wurden in der Innenstadt rund um den „Platz der Freiheit“ aber auch Hakenkreuz-Flaggen und weitere nationalsozialistische Symbole aufgehängt. Nicht immer zur Begeisterung aller Bewohner, wie Špička gesteht:„Es gibt immer zwei Gruppen. Die einen sehen die Filmdrehs als Zuschuss für die Stadt. Sie sind froh, wenn Žatec auf der Leinwand erscheint. Und sie kommen zum Drehort, manche nehmen sogar als Komparsen teil. Bei den anderen haben wir die Erfahrung gemacht, dass nationalsozialistische Symbole gewisse Zweifel aufkommen lassen. So haben sich Anrufer beschwert, als die Flaggen schon zwei Tage vor dem Dreh aufgehängt wurden. Doch wir haben gute Erfahrungen gemacht mit den Produzenten. Ein Telefongespräch – und die Nazisymbole wurden überdeckt. Sie waren dann erst am Drehtag zu sehen.“
Žatec war bereits Kulisse für mehrere Dutzend Filme. So diente es auch schon als zerbombtes Dresden oder als Paris zu Zeiten der Französischen Revolution. Für März hat sich erneut ein Drehteam angekündigt. All die Aufnahmen spülen Geld in die Kassen.„Im Jahr sind es rund eine Million Kronen (40.000 Euro, Anm. d. Red.). 2019 war sogar noch erfolgreicher, da lag der Erlös bei 1,5 Millionen Kronen (60.000 Euro, Anm. d. Red.). Im Stadtrat sind wir übereingekommen, dass die Gelder in die Restaurierung des historischen Zentrums fließen sollen“, so Jaroslav Špička.
Früher war die nordböhmische Stadt vor allem Bierliebhabern ein Begriff. So gibt es natürlich auch ein Museum rund um den Gerstensaft. Mittlerweile kommen die Touristen aber auch, um die Kulissen für die vielen Kino- und Fernsehproduktionen selbst in Augenschein zu nehmen. Das wolle man ausnutzen, sagt der stellvertretende Bürgermeister:
„Deswegen ist im Renaissance-Gebäude der alten Mälzerei eine kleine Ausstellung über die Filme entstanden. Sie bezieht sich zum Beispiel auf ‚Oliver Twist‘, ‚Yentl‘ oder ‚Die Elenden‘. Zudem hat die Kommission für Kultur und Fremdenverkehr eine Handy-App in Auftrag gegeben. Diese soll die Besucher an jene schönen Orte führen, an denen ausländische und einheimische Streifen gedreht wurden. Damit wollen wir den Fremdenverkehr unterstützen.“