Zehntausende Menschen nehmen Abschied von Václav Havel

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Am Mittwoch begann die dreitägige Staatstrauer für den ehemaligen Präsidenten, Schriftsteller und Visionär Václav Havel, der am Sonntag im Alter von 75 Jahren verstorben ist. Der erste Tag der Staatstrauer begann am Morgen mit einem großen Trauerzug, bei dem der Sarg mit den sterblichen Überresten des Ex-Präsidenten in das Areal der Prager Burg überführt wurde. Zehntausende Menschen begleiteten den Trauerzug durch die Prager Innenstadt und gaben so dem ehemaligen Politiker, Dissidenten und weltweit anerkannten Dramatiker das letzte Geleit.

Havels Sarg  (Foto: ČTK)
Zehntausende Menschen in Tschechien haben am Mittwoch Abschied genommen von ihrem verstorbenen Ex-Präsidenten Václav Havel. Der Trauerzug mit Havels Sarg begab sich am Morgen von der Altstadt, wo der Sarg seit Montag in einer früheren Kirche aufgebahrt war, über die Karlsbrücke bis hinauf zur Prager Burg. Er wurde begleitet vom Klingeln der Schüsselbunde, als Erinnerung an das Ende des Kommunismus, sowie von spontanem Applaus. Auch ein Plakat mit Havels Lebensmotto „Wahrheit und Liebe müssen siegen“ war in der Menschenmenge zu sehen.

Pferdegespann mit der historischen Lafette  (Foto: ČTK)
Auf dem Prager Hradschin wurde der Sarg in einer Zeremonie voller Symbolik und Pathos empfangen. Ein Pferdegespann zog den Sarg auf einer Geschützlafette über den Burgvorplatz. Auf der historischen Lafette wurden im Jahr 1937 auch die sterblichen Überreste des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk überführt. Eine Ehrengarde von 200 Soldaten begleitete den Sarg in langsamem Schritt. Ihm folgten Havels Witwe Dagmar, sein Bruder Ivan, Staatspräsident Václav Klaus und weitere höchste staatliche Würdenträger.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Die Trauerfeierlichkeiten wurden im Wladislaw-Saal der Prager Burg fortgesetzt. Am Sarg von Václav Havel hat Staatspräsident Václav Klaus eine Rede gehalten. Er bezeichnete seinen Vorgänger als ein Symbol des Kampfes für Demokratie und Menschenrechte. Zudem hob er Havels internationale Verdienste hervor. Laut Klaus habe Havel eine bedeutende Rolle bei der Erneuerung des internationalen Renommees des Landes gespielt.

„Er war ein überzeugter Vertreter und Verteidiger der Werte der Humanität, der Demokratie und der Menschenrechte. Er hat nur schwer ertragen können, wenn sie von einigen Diktaturen der heutigen Welt nicht respektiert wurden. Er wurde zu einer außerordentlich hochgeachteten und respektierten Persönlichkeit, die man anhörte und deren Stimme von großer Bedeutung und Gewicht war.“

Dominik Duka  (Mitte). Foto: ČTK
Seine Ansichten, Taten und Gesten hätten Aufmerksamkeit auf sich gezogen, zur Diskussion angeregt und Dinge in Gang gesetzt, betonte Klaus weiter. Als Schriftsteller und Dramatiker habe Václav Havel an die Kraft des Wortes geglaubt, die Welt zu verändern. Er habe nicht gezögert, sein Wort zu nutzen, wenn er es für notwendig gehalten habe, so Klaus.

Bis Freitag wird der Sarg im Wladislaw-Saal des königlichen Palastes aufgebahrt. Die Öffentlichkeit kann sich dort von Ex-Präsident Havel weiter verabschieden. Am Freitag wird Erzbischof Dominik Duka im Veitsdom die katholische Trauerfeier zelebrieren. Dabei werden 500 Plätze im Dom auch von Spitzenpolitikern aus der ganzen Welt besetzt. Ihre Teilnahme am Begräbnis bestätigten inzwischen der EU-Kommissionspräsident José Barroso, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der deutsche Bundespräsident Christian Wulff, der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer sowie die Staatspräsidenten Estlands, Georgiens und Ungarns, Tommas Hendrik Ilves, Michail Saakaschwili und Pál Schmitt. Die Slowakei wird durch Präsident Ivan Gašparovič und die slowakische Ministerpräsidentin Iveta Radičová vertreten sein. Medienberichten zufolge werden in Prag zudem die US-Außenministerin Hillary Clinton mit ihrem Mann und die Ex-Außenministerin der Vereinigten Staaten Madeleine Albright erwartet. Aus Polen sollen Staatspräsident Bronisław Komorowski sowie die Ex-Präsidenten Aleksander Kwaśniewski und Lech Wałęsa nach Prag kommen.