"Zeitungsmachen ist immer noch ein Geschäft" - Gespräch mit Axel Diekmann, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Passau
Die Passauer Verlagsgruppe ist auf dem tschechischen Zeitungsmarkt sehr aktiv. Über ihre Tochtergesellschaft Vltava Labe Press gibt sie hier 72 Regionalzeitungen, das überregionale Boulevardblatt "Sip" sowie mehrere Wochenzeitschriften heraus. Anfang der Woche hat sie zwei neue Titel auf den Markt gebracht- die erste käufliche Prager Lokalzeitung "Prazsky denik" und das Frauenjournal "Glanc". Silja Schultheis hat mit Axel Diekmann über das Engagement der Passauer Verlagsgruppe auf dem tschechischen Medienmarkt gesprochen.
Herr Diekmann, was macht heute eine Investition auf dem tschechischen Zeitungsmarkt so lohnenswert, Sie haben ja große neue Projekte vor in Tschechien?
Ob sich diese Investition lohnt, ist eine Frage, die wir vielleicht in fünf bis sechs Jahren beantworten können. Wir machen diese Sache, weil wir uns als Zeitungsunternehmen betrachten, als Familienbusiness. Wir möchten dieses Zeitungsunternehmen entwickeln und moderne, gute Zeitungen herausgeben und als Familie bei diesem Business bleiben.Sie sagen 'business'. Geht es Ihnen hauptsächlich um die Auflage?
Wir wollen in unseren Märkten eine gute Marktposition haben, wir wollen unser Geschäft anständig und seriös betreiben und letztendlich natürlich auch Geld verdienen.
Was unterscheidet den tschechischen Zeitungsmarkt von anderen Märkten, auf denen Sie aktiv sind?
Ich glaube, dass der tschechische Markt nicht anders ist als der slowakische Markt oder der polnische. Ich glaube, dass die Zeitungsmärkte heute überall gleich sind. Die Menschen wollen gute Informationen, sie wollen gut gemachte und interessante Zeitungen lesen.
Ist den Zeitungsmärkten heute nicht auch überall gleich, dass sie bedroht sind durch die Konkurrenz - durch das Internet, durch Gratiszeitungen?
Nein. Zeitungsmachen ist immer noch ein anständiges, ordentliches Geschäft, mit dem man auch Geld machen kann. Ich glaube allerdings schon, dass zur Zeit ein gewisser Umbruch in der Branche stattfindet. Die Menschen sind anspruchsvoller geworden. Sie geben sich nicht mehr mit altbackenen, altmodischen Zeitungen zufrieden, sondern sie wollen frische, moderne, attraktive Zeitungen haben. Und viele Verleger ändern sich nicht, sondern sagen, das muss so gehen wie bisher und bleiben bei ihnen alten Rezepten. Und das wird nicht gut gehen. Man muss da schon etwas Neues machen und sich überlegen, wie man die Leser in das Blatt hineinzieht.
Was ist das Neue an den Titeln, die Sie jetzt in Tschechien Einführen - "Prager Tageszeitung" und "Glanc" - was macht sie attraktiv für die Leser?
Eine modernere Gestaltung, ein besseres Layout. Wir werden unsere Druckkapazitäten erweitern, wir werden durchgehend vierfarbig sein, wir werden attraktivere, umfangreichere Inhalte bieten und insgesamt eine bessere, modernere Zeitung machen?
Sie haben dafür neue Redakteure herangezogen, eine ganze neue Redaktion, die auch geschult werden sollen...
Das ist eine ganz alte Sache. Wir machen in Deutschland seit über zwanzig Jahren Journalistenausbildung. Und diese Konzepte haben wir jetzt nach Tschechien übertragen, die haben wir auch nach Polen übertragen. Und wir machen intensive Journalistenausbildungen, in allen Ländern.Woran orientieren Sie sich dabei in Tschechien, am deutschen Modell?
So kann man das nicht sagen. Das deutsche Modell wird vorgestellt und dann an die Gegebenheiten der Ländern angepasst. Diese Zusammenarbeit geht ja nicht nur von Journalisten aus, sondern sie geschieht immer in Kooperation mit den Universitäten des Landes. Die Professoren diskutieren mit unseren Leuten, welche Lehrinhalte angeboten werden. Und so geschieht es auch hier in Tschechien. Hier haben wir Herrn Professor Mozny aus Brünn, der intensiv mit uns zusammenarbeitet. Das ist ein sehr gutes Modell, das länderspezifisch angewandt wird.
Es wird hier oft kritisiert, dass deutsche Verlagsgruppen auf dem tschechischen Zeitungsmarkt zu dominant sind und auch zuviel Einfluss nehmen. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Das ist natürlich ein Problem, das man ganz offen ansprechen muss. Andererseits ist Zeitungsmachen ein ausgesprochen kapitalintensives Geschäft. Und unmittelbar nach der Wende war in Tschechien das Kapital einfach nicht vorhanden, um die notwendigen Investitionen für moderne Zeitungen tätigen zu können. Und wir haben uns direkt nach der Wende hier engagiert und bauen unser Geschäft jetzt natürlich kontinuierlich aus. Auf der anderen Seite mischen wir uns aber grundsätzlich nicht in die Politik ein und wir kommen auch nicht mit deutschem Personal hierher. Wir haben ausschließlich tschechische Arbeitnehmer, wir sind ein rein tschechisches Unternehmen. Und wir nehmen überhaupt keinen Einfluss auf die Inhalte unserer Zeitung. Unser Kredo ist, wenn eine gute Zeitung gemacht wird, wird sie auch gut verkauft und dann stimmen auch die wirtschaftlichen Ergebnisse. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, dann ist die Zeitung schlecht und dann müssen die Leute die Zeitung ändern. Sie dürfen nicht am Publikum vorbeischreiben. Sie müssen eine Zeitung für die Menschen in diesem Land machen - nicht für Passau, und auch nicht für die Polen. Sondern sie müssen für ihre Landsleute eine gute Zeitung machen.Wann wird der "Prazsky denik" von Ihnen als gute Tageszeitung eingestuft werden, welche Auflage sollte er erreichen?Ach, das sind Kaffeesatzlesereien. Aber wir sind sehr angetan, meine Frau ist Journalistin, wir haben natürlich die Entwicklung vom "Prazsky denik" begleitet und uns das sehr genau angeschaut. Wir sind von den Ideen, die dahinter stehen und auch vom Layout absolut überzeugt und glauben, dass wir damit eine tolle Zeitung nach Prag bringen.
Was glauben Sie ist anders an den tschechischen Zeitungen, im Vergleich etwa zu den deutschen, was fällt Ihnen hier auf?
Also, was mir auffällt, ist dass gerade in der Boulevardzeitung "Sip" (auch von Passauer Verlagsgruppe herausgegeben, Anm. d. Red.) die Sextitel und das Sexuelle eine sehr große Rolle spielt. Das finden wir in Deutschland nicht in diesem Maße, und auch nicht in Polen.