Zeman: Mit den Terroristen darf nicht verhandelt werden - man muss gegen sie und ihre Beschützer vorgehen

Milos Zeman in der Hauptnachrichtensendung

In einer Sonderansprache im Tschechischen Fernsehen erklärte der tschechische Premier Milos Zeman am Dienstagabend, der Schlag gegen die Terroristen werde bald beginnen. Er betonte die Entschlossenheit der Tschechischen Republik, sich an dieser Operation auch militärisch zu beteiligen. Die Hauptgedanken aus der Rede des Premiers fasst im folgenden Martina Schneibergova zusammen:

Nachdem die NATO am Dienstag erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall ausgerufen hatte, hat sich der tschechische Premier Milos Zeman in der Hauptnachrichtensendung am Dienstagabend in einer Direktübertragung mit einer Rede zur aktuellen internationalen Lage an die Öffentlichkeit gewandt. Einleitend betonte er, er habe Informationen darüber erhalten, dass die Operation im Rahmen des weltweiten Kampfes gegen den Terrorismus bald beginnen soll. Spätestens nach dem 11. September sei - so Zeman - unsere Welt in zwei Lager geteilt worden: in die Welt der Menschen, die Werte der individuellen Freiheit, das Menschenleben und die Toleranz hochachten, und in die Welt derjenigen, die sich zum Hass, zur Verachtung des Menschenlebens und zur fanatischen Förderung der verschiedensten Religionen oder Ideologien mit dem Ziel bekennen, die Ungläubigen auszurotten. Der Premier fügte des weiteren an:

"Die Tschechische Republik muss sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wird. Sie muss sich nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Taten entscheiden und dabei von ihren historischen Erfahrungen ausgehen, die davon zeugen, dass es sich niemals lohnt, einem terroristischen Aggressoren gegenüber Zugeständnisse einzugehen."

Milos Zeman nannte das Beispiel Adolf Hitlers. Hätte man gegen Hitler 1936, als er das Rheinland besetzte, eingegriffen, wäre der Konflikt wahrscheinlich kurz gewesen. Wäre es nicht 1938 zum Münchner Abkommen gekommen, hätte es zwar auch einen schweren Krieg in Europa gegeben, aber die Zahl der Opfer und Verluste wäre wesentlich niedriger gewesen als in dem Zweiten Weltkrieg, der 1939 ausbrach, sagte der Premier. Seinen Worten zufolge ist das Kabinett bereit, den Verbündeten - auch im eigenen Interesse - eine wirksame militärische Hilfe zu gewähren. Dabei nannte er konkret Feldlazarette, die Chemische Abwehrtruppe sowie die 6. Brigade einer Aufklärer-Spezialeinheit. Der Premier meinte abschließend:

"Ich bin mir dessen bewusst, dass diese Entscheidung bei einem Teil unserer Öffentlichkeit Widerstand hervorrufen wird - bei den Rechtsextremisten, die Bin Laden für ihren Helden halten, sowie bei den Linksextremisten, die zwar die zivilen Opfer der Terroranschläge bedauern, uns jedoch sagen, dass man mit den Terroristen verhandeln solle. Mit Terroristen verhandelt man nicht, gegen die Terroristen und auch gegen ihre Beschützer kämpft man. Das tschechische Kabinett ist kein Kabinett der Extremisten, kein Kabinett der Feiglinge und es werden ihm in den jetzigen schweren Zeiten auch nicht die Knie schlottern."

Abgeordneten- und ODS-Chef Vaclav Klaus ließ verlauten, er sei erfreut, dass sich die Regierung offen auf die Seite der Verbündeten stellte und bereit sei, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Klaus brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass auch die gesamte tschechische Öffentlichkeit ihre Unterstützung für diese Bereitschaft demonstrieren wird.

Das tschechische Außenministerium hatte unmittelbar nach der Verkündung des Bündnisfalls durch die NATO deren Haltung sogleich unterstützt und erneut die Bereitschaft Tschechiens bekundet, den USA jedwede Hilfe zu gewähren, sofern sie gefordert werde.