Zielloser Kampf und verrauchte Pinten

Im Blick in die Kommentarspalten der tschechischen Tageszeitungen geht es diesmal um das Rauchverbot in öffentlichen Räumen sowie um den Kampf gegen die Korruption.

Radek John  (Foto: ČTK)
Innenminister Radek John hat mittlerweile eine Strategie gegen die Korruption in Tschechien ausgearbeitet. Unter anderem soll der Test von Staatsbeamten auf Bestechlichkeit möglich gemacht werden, es soll eine Kronzeugenregelung eingeführt werden, und große öffentliche Ausschreibungen sollen nicht mehr einem einzigen Anbieter auf den Leib geschneidert werden können. Petr Honzejk merkt dazu in der Hospodářské noviny Folgendes an:

Transparency International
„Die Antikorruptionsstrategie der Regierung ist ein guter Plan. Sie erfasst das Problem bis ins letzte Detail und enthält interessante Einfälle. Und die Strategie könnte auch aufgehen. Doch sie hat einen Schönheitsfehler: Es wird nicht gesagt, wo sie hinführen soll. Zum Beispiel: Wie viel Geld ungefähr durch korruptionsfreie öffentliche Ausschreibungen eingespart werden soll. Und um wie viel Plätze Tschechien im Korruptionsindex von Transparency International nach oben klettern soll. Wo keine Ziele vorgegeben sind, gibt es aber auch keinen Maßstab für Erfolg. So wie das Ziel von Fußballspielern nicht darin besteht schön zu spielen, sondern Tore zu schießen. Daher die Frage an Radek John und seine Gefährten: Wie erkennen wir eigentlich, dass Ihr wirklich gewinnen und nicht nur den Erfolg vortäuschen wollt?“


Von der Korruption zum blauen Dunst. Wie die Lidové noviny berichtet, hat das staatliche Hygiene-Amt in den vergangenen Tagen eine Kontrollaktion zum Antirauchergesetz gestartet. Das Gesetz ist vor einem halben Jahr in Kraft getreten. Es verbietet das Rauchen in den bei Tschechen so beliebten Einkaufspassagen - und damit auch in den zahlreichen Cafés und Restaurants in den Passagen, sofern sie nicht abgetrennte Räume haben. Das Gesetz hat zudem Gastbetrieben mit nur einem Raum oder nicht voneinander abgetrennten Räumen vorgeschrieben, entweder rauchfrei oder Raucherlokal zu werden. Zbyněk Petráček verweist in seinem Kommentar in der Lidové noviny auf den ethischen Grundsatz: „Was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg auch keinem andern zu.“ Weiter schreibt er:

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„Was du nicht willst, dass man dir tu´… Gut, aber wenn wir mal alle Restaurants, öffentliche Kantinen, Teestuben und Kaffeehäuser wegdenken, dann bleiben noch die Kneipen, in die man nur geht, um sich eine Ladung Gift zu verpassen. Gift aus Alkohol, Nikotin und Parfum ist das Hauptziel für den Besuch jener Menschen dort; sie wollen, dass gerade in dieser Umgebung das gemacht wird, was die anderen einem zufügen. Auch für einen Liberalen ergibt es keinen praktischen Sinn, über die Einschränkung des Rauchens in Restaurants und Einkaufzentren zu lamentieren. Dort gehen die Menschen nicht hin, um Gift aufzunehmen. Aber muss auch jeder Ausschank rauchfrei sein? Müssen auch die Orte rauchfrei sein, an die man selbst und freiwillig geht um zu trinken und sich eine anzuzünden – wo also Schädlinge unter sich sind? Diese Freiheit der Wahl kann jeder Liberale unterstützen.“