Zuckerkrankheit auf dem Vormarsch

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Der Konsum von süßem Weihnachtsgebäck und einem fetten Braten ist in der Weihnachtszeit in den meisten tschechischen Haushalten kaum wegzudenken. Die keineswegs seltene Konsequenz ist das um einige Pfund oder Kilo höhere Körpergewicht, mit dem man dann an der Schwelle des neuen Jahres steht. Dass sich ein ähnliches Essverhalten vieler Tschechen aber nicht nur zu Weihnachten abspielt, ist am Gesundheitszustand der gesamten Population zu erkennen. Und so melden sich Mediziner auch dieser Tage zu Wort und warnen. Zum Beispiel vor Diabetes.

In Tschechien leben derzeit rund 800 000 zuckerkranke Menschen, Tendenz steigend. Der Großteil von ihnen leidet unter „Diabetes Typ 2“, wie die Diagnose in der Fachsprache heißt. Sie hängt mit Übergewicht, erhöhtem Cholesterinspiegel und hohem Blutdruck zusammen. Für die nähere Zukunft prophezeien Fachärzte sogar, dass jeder zehnte Tscheche zuckerkrank sein wird. Ob das bereits einer Diabetesepidemie gleichkomme, wurde der Vorsitzende der Tschechischen Diabetes-Gesellschaft, Professor Milan Kvapil, im Tschechischen Rundfunk gefragt:

„Die Zahl der zuckerkranken Patienten steigt dermaßen schnell, dass man in der Tat von einer Epidemie sprechen kann. Das trifft vor allem für die Patienten mit der Diagnose Diabetes Typ 2 zu. Sie gilt als Schwerpunkt der Epidemie.“

Von der steigenden Tendenz dieser Entwicklung zeugen eindeutig auch die statistischen Daten. Hier ein Beispiel: Vor zehn Jahren wurden hierzulande 624.000 zuckerkranke Patienten behandelt, fast 180 000 mehr also als heute. Mit der zunehmenden Zahl der Betroffenen steigt auch die Zahl der auftretenden Komplikationen, die durch die Zuckerkrankheit ausgelöst werden. Das Risiko ist groß, die Folgen fatal, vor allem Nierenversagen, Erblindung oder eine Beinamputation. Eine frühzeitige Diagnostizierung der Krankheit ist daher sehr wichtig, aber auch dann ist es oft ein schwerer Kampf. Wie es bei ihm angefangen hat, das hat Herr Pavel im Tschechischen Rundfunk geschildert:

„Bei mir handelt es sich um eine genetische Vorbelastung. Man mich deshalb in die Evidenz eingetragen und nachdem ein höherer Blutzuckerspiegel bei mir festgestellt wurde, stand ich unter Kontrolle. Ich esse nichts Süßes, nichts Fettes, bin also ein aufgeklärter Patient. Jetzt hat man mir aber ein Bein amputiert. Ich weiß also, worum es geht.“

Diät halten ist für die zuckerkranken Patienten existenziell wichtig. Dass die Diät trotz großen Bemühens aber nicht immer konsequent eingehalten wird, weiß die Diätschwester Iveta Hantáková sehr gut:

„Es liegt nicht in den menschlichen Kräften, immer alle Empfehlungen strengstens zu befolgen. Anhand von speziellen Blutproben zeigt sich, wer gerne isst und sündigt. Dann gibt es Probleme, die gelöst werden müssen.“

Wie in anderen Ländern der EU ist die steigende Zahl der Diabetes-Erkrankungen nicht auf die mangelnde Behandlung der zuckerkranken Patienten, sondern auf die älter werdende Bevölkerung zurückzuführen. Nur ein kleiner Teil von ihnen, etwa 15 Prozent, wird von praktischen Ärzten behandelt. Der Rest steht unter der Obhut von Fachärzten in den Diabetesambulanzen, von denen es in Tschechien über 400 gibt. Außerdem gibt es landesweit auch mehrere hoch spezialisierte Diabeteszentren.