Zweiter Minister stolpert über Fußnoten

Jan Hamáček und Petr Krčál (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)

Arbeits- und Sozialminister Krčál tritt zurück, nachdem seine Bachelorarbeit unter Plagiatsverdacht geraten ist.

Jan Hamáček und Petr Krčál  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)
Petr Krčál soll bei seiner universitären Abschlussarbeit abgeschrieben haben. Deswegen verkündete der 53-jährige sozialdemokratische Minister für Arbeit und Soziales am Dienstag seinen Rücktritt:

„Ich will weder für die Regierung noch für die sozialdemokratische Partei eine Belastung sein. Ich will auch nicht, dass diese Sache in irgendeiner Weise auf meine Familie zurückschlägt. Und ebenso wenig wünsche ich, dass sie meine Gesundheit bedroht, denn ich habe früher eine schwere Krebserkrankung durchgemacht, die auch mit Stress verbunden war.“

Bei Krčál ging es schnell. Am Montag tauchten die Plagiatsvorwürfe auf, tags darauf zog er die Konsequenzen. Das liegt auch daran, dass acht Tage zuvor schon Justizministerin Taťána Malá über Plagiatsvorwürfe in ihrer Diplomarbeit gestolpert war. Die Ano-Politikerin hat eine 28-seitige Arbeit geschrieben, von dieser sollen elf Seiten ursprünglich aus anderer Feder stammen. Bei Krčáls Bachelorarbeit mit 67 Seiten liegt der Anteil noch höher. Jan Mach von der Wirtschaftsuniversität in Prag ist Spezialist für die Erkennung von Plagiaten. Er hat für das Tschechische Fernsehen die Texte beider Regierungsmitglieder geprüft:

Jan Mach  (Foto: Archiv von Jan Mach)
„In der Bachelorarbeit von Herrn Krčál habe ich über 40 Seiten aus anderen Quellen gefunden. Und nur in Ausnahmefällen wurde dies als Zitat kenntlich gemacht. Herrn Krčál hat die Sätze teils umgeschrieben, indem er zum Beispiel das Wort ‚Schüler‘ durch ‚Jugend‘ ersetzt hat. Mir kommt das so vor, als ob hier gezielt Änderungen vorgenommen wurden, um die Passagen nicht wie direkte Zitate aussehen zu lassen.“

Die meisten inhaltlichen Übereinstimmungen bestehen mit der Abschlussarbeit einer Kommilitonin. Die Tomáš-Baťa-Universität in Zlín, an der beide studiert haben, hat daher eine Untersuchung angekündigt. Krčál selbst sagt, er könne sich die Übereinstimmungen nicht erklären. Der Politiker hat seinen Bachelor im Jahr 2007 zum Thema „Die Jugend und die Freizeit“ gemacht.

Zwei Plagiatsaffären in zwei Wochen, das ist für die Opposition ein gefundenes Fressen.

Martin Kupka  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es ist leider ein weiterer Beweis dafür, dass Andrej Babiš mit seinen Projekten keinen Erfolg hat. Dass die Regierung von Beginn an nicht stabil ist, beschädigt die Tschechische Republik“, so der stellvertretende Vorsitzende der Bürgerdemokraten Martin Kupka.

Doch es ist kein Zufall, dass es zu den Affären gekommen ist. Denn der Nachrichtenserver Seznamzpravy.cz durchkämmt derzeit systematisch die Abschlussarbeiten der Regierungsmitglieder. Premier Babiš äußerte daher am Dienstag nur die Hoffnung, dass nichts Weiteres zutage kommt.

Das Ministerium für Arbeit und Soziales soll nun die junge Sozialdemokratin Jana Maláčová übernehmen. Babiš hat diesem Vorschlag von Parteichef Jan Hamáček bereits zugestimmt. Auch die Kommunisten, die das Minderheitskabinett tolerieren, halten die 37-jährige ausgewiesene Sozialpolitikerin für eine gute Wahl.

Jana Maláčová  (Foto: ČTK / PR / ČSSD)
„Die Sozialdemokraten haben eine schnelle Lösung gefunden. Es handelt sich um jemanden direkt aus dem Ministerium. Außerdem erhöht dies das Prestige der Regierung, weil dort nun mehr Frauen vertreten sein werden“, so der kommunistische Vorsitzende Vojtěch Filip.

Jana Maláčová hat übrigens im Ausland studiert – und zwar an der renommierten London School of Economics sowie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In Deutschland hat sie auch ihren Master gemacht.