Zwischen Heidnischem und Christlichem: Osterbräuche in Tschechien

Frohe Ostern wünscht man sich dieser Tage allerorts auch in Tschechien. Veselé Velikonoce heißt es auf Tschechisch. Das Wort „Velikonoce“ bedeutet wörtlich „große Nacht“ und soll heidnischen Ursprungs sein. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen tschechischen Volksbräuchen der Osterzeit, die ihre Wurzeln im uralten Sonnenwendefest zum Frühlingsbeginn haben. Wie sich aus der jüngsten Meinungsumfrage der Agentur Empirica ergeben hat, sind jeweils acht von zehn Haushalten davon überzeugt, traditionelle Osterbräuche zu pflegen – aktiv oder passiv. Ihr Ursprung scheint sie aber nicht allzu sehr zu beschäftigen.

Im atheistischen Land Tschechien darf es kaum überraschen, dass die Mehrheit seiner Einwohner nur den Ostermontag als das wahre Osterfest empfindet. Die Karwoche hingegen wird von den konfessionslosen Tschechen, die etwa vier Fünftel der Bevölkerung stellen, nur als rein kirchliche Angelegenheit wahrgenommen. Umso mehr allerdings freut man sich über das verlängerte Wochenende mit dem arbeitsfreien Ostermontag. Vielerorts lebt dann manche alte Tradition der Osterzeit jedes Jahr von Neuem auf:

In einigen ländlichen Regionen wird der Frühling auf eine besondere Art begrüßt. Am letzten Sonntag vor dem Osterfest trägt man in einem Umzug beim Gesang eine Strohpuppe namens Morena, auch Smrtka - Gevatterin Tod - genannt, als Symbol des Winters aus dem Dorf hinaus, um sie in den Bach zu werfen oder zu verbrennen.

Foto: ČTK
In der Karwoche gibt es in katholischen Gegenden wie zum Beispiel in Südmähren das Ratschen (Klappern) zu hören. Kleine Kinder, zumeist Jungs, ziehen mit ihren hölzernen Instrumenten durch das Dorf und erinnern mit verschiedenen Sprüchen an die Geschehnisse um den Tod Christi.

Für Viele kommt der Höhepunkt allerdings erst mit dem Ostermontag. Bewaffnet mit Osterruten ziehen dann Männer aller Alterskategorien, durch ihr Dorf oder ihre Stadt, auf der Suche nach Frauen oder Mädchen. Diese Ruten werden schon lange vor Ostern beinahe an jeder Ecke verkauft. Deren Bedeutung ist dem weiblichen Teil der Bevölkerung sehr gut bekannt. Denn sie werden tatsächlich zum Schlagen und Jagen von Mädchen angewendet. Dass es vielerorts nicht immer nur symbolisch und sanft zugeht, bestätigt die dreizehnjährige Tereza aus der nordmährischen Stadt Hlučín / Hlutschin:

„Es kommen ganz bestimmt viele zu uns. Man wird mich schlagen, mit Wasser begießen und wahrscheinlich lande ich auch ein paar Mal in der Badewanne.“

Für dieses Ritual werden die Männer auch noch belohnt: mit Eiern aus Schokolade oder einfach bunt bemalt und sogar mit kleineren Geldbeiträgen. Denn die Männer haben eigentlich eine gute Tat vollbracht. Lucie Holáňová, Lektorin im Kinder- und Jugendhaus in Hlučín, erläutert:

„Durch die Schläge mit Weidenruten soll in die Mädchen und Frauen eine neue Lebenskraft des ganzen Weidenbaumes fließen, damit sie gesund bleiben.“

Doch aufgepasst: Der Zauber wirkt nur ein Jahr, bis zum nächsten Osterfest!