100. Geburtstag von Wimbledon-Sieger und Eishockey-Weltmeister Jaroslav Drobný
Mit der tschechoslowakischen Nationalmannschaft holte er den WM-Titel (1947), beim Turnier von Wimbledon startete er für insgesamt vier Länder.
Drobnýs vielseitiges Talent und seine ausgefeilte Technik brachten ihn in zwei unterschiedlichen Sportarten bis nach ganz oben. Eishockey spielte er für den I. ČLTK Prag in der höchsten tschechoslowakischen Spielklasse. Als Center gehörte er einer „goldenen Generation“ an: Mit der Nationalmannschaft gewann Drobný 1947 bei der Heim-WM in Prag die Goldmedaille und bei den Olympischen Winterspielen in St. Moritz die Silbermedaille.
So wie Eishockey liebte er auch Tennis. Wahrscheinlich deswegen, weil er in Prag unweit einer Tennisanlage geboren wurde und sein Vater dort Platzwart war. Zehnmal siegte Drobný bei den nationalen Meisterschaften. Doch das Endspiel bei den Wimbledon Championships 1954 im Herreneinzel gewann er als ägyptischer Staatsbürger. Drobnýs einziger Grund, seine Heimat zu verlassen, war eine Ohrfeige im schweizerischen Gstaad, die er 1949 dem Jungfunktionär Jan Zelenka gab, dem späteren Generaldirektor des Tschechoslowakischen Fernsehens.
Drobný fürchtete eine Rückkehr in die Tschechoslowakei und nahm das Angebot des damaligen ägyptischen Königs an, dessen Land zu vertreten. Im Jahr 1959 erhielt er die britische Staatsbürgerschaft und ließ sich dauerhaft in London nieder. Neben Wimbledon gewann Drobný auch zweimal die French Open. Insgesamt stand er acht Mal in einem Grand-Slam-Finale. 1983 wurde er in die „International Tennis Hall of Fame“ und 1997 in die „Hall of Fame“ der Internationalen Eishockey-Föderation aufgenommen. Jaroslav Drobný starb kurz vor seinem 80. Geburtstag am 13. September 2001 in London.
Jaroslav Drobný spielte 1938, im Alter von 16 Jahren, zum ersten Mal in Wimbledon. Ein Jahr später, nach dem deutschen Einmarsch und der Besetzung der Tschechoslowakei, repräsentierte er offiziell das Protektorat Böhmen und Mähren. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte er wieder als tschechoslowakischer Staatsbürger in Wimbledon. In die Siegerlisten des ältesten Tennisturniers der Welt schrieb er sich als ägyptischer Staatsbürger ein, bei seinem Abschied vom „heiligen Rasen“ im Jahr 1960 besaß er bereits einen britischen Pass.