160 Jahre Petrof: Ausstellung in Prag zeigt die Kunst des Klavierbaus
Paul McCartney, Mariah Carey oder Billie Eilish – all diese Musik-Stars verbindet, dass sie ihre Musik auf Klavieren der tschechischen Marke Petrof komponieren. Der traditionsreiche Hersteller feiert in diesem Jahr sein 160. Bestehen. Anlässlich des Jubiläums ist derzeit eine großangelegte Ausstellung im Nationalen Technikmuseum in Prag zu sehen.
„Das ist das vermutlich älteste erhaltene Klavier der Marke Petrof. Es wurde wahrscheinlich vom Unternehmensgründer höchstpersönlich zusammengebaut, von Antonín Petrof“, sagt Kristýna Mlatečková, die Pressesprecherin von Petrof. Sie führt durch die neue Ausstellung im Nationalen Technikmuseum in Prag. Das Klavier aus den Anfangsjahren des 1864 gegründeten Pianoproduzenten ist eines der ältesten Ausstellungsstücke.
„Das Exponat aus dem Jahr 1865 hat eine Wiener Mechanik und verfügt noch nicht einmal über einen Gussrahmen. Es ist nach all den Jahren auch verstimmt, und daran kann man heute im Grunde nichts mehr ändern. Dieser neue Flügel hier drüben klingt natürlich viel besser. Er hat eine englische Mechanik und ist frisch gestimmt.“
So Mlatečková, die vor dem Modell „Breeze“ steht, das in diesem Jahr produziert wurde und mit einem Selbstspielsystem ausgestattet werden kann, sodass sich die Tasten wie von Geisterhand bewegen.
Neben diesem eher kompakten Instrument werden auch die Spitzenmodelle von Petrof gezeigt, darunter der große Konzertflügel Nummer 275, das Flaggschiff der Marke. Hergestellt wird dieses Exemplar genauso wie die anderen Top-Produkte bis heute am Stammsitz in Hradec Králové / Königgrätz, wohingegen die Fertigung des günstigeren Preissegments mittlerweile nach Fernost verlegt wurde.
„Bis heute wurden 635.000 Instrumente von Petrof hergestellt. Wir liefern in 65 Länder auf fünf Kontinenten. Zu den berühmtesten Besitzern unserer Produkte zählen etwa Billie Eilish, Paul McCartney, Bill Gates, Mariah Carey oder Ennio Morricone.“
In der Ausstellung können die Besucher aber nicht nur blitzblankpolierte Instrumente bestaunen. Gezeigt werden auch die einzelnen Bestandteile, aus denen die Klaviere gebaut werden: also etwa das Holz, der Gussrahmen und das Saitensystem. Veranschaulicht wird auch, was mit den Pianos passiert, nachdem sie zusammengesetzt wurden.
„Wenn das Klavier oder der Flügel fast fertig ist, kommt das Instrument in den Raum mit der Einspielmaschine. Durch die Konstruktion wird jede Taste 1000-mal angeschlagen. So wird überprüft, ob die Mechanik fehlerfrei funktioniert. Dieser Prozess dauert 22 Minuten.“
Die Ausstellung im Technikmuseum steht unter dem Titel „Klavír jako technické dílo“ (deutsch etwa: Das Klavier als technisches Meisterwerk). Karel Ksandr ist der Direktor der Einrichtung. Warum hält er die neue Schau für wichtig?
„Jeder weiß ja, wie ein Klavier aussieht. Aber kaum jemand hat schon einmal von dem komplexen Weg gehört, wie ein solches Instrument und technisches Meisterwerk hergestellt wird: vom Aussuchen der richtigen Bäume für den Deckel und die restlichen hölzernen Konstruktionen über die Herstellung des Gussrahmens bis zur Produktion der Saiten. Deshalb haben wir beschlossen, diese Ausstellung ins Leben zu rufen – in Zusammenarbeit mit der Firma Petrof, die in diesem Jahr ihr 160. Bestehen feiert.“
Im Zuge der Ausstellung wird auch ein umfassendes Begleitprogramm geboten. Dieses richtet sich unter anderem an Schulklassen. Doch geplant sei noch mehr, verrät Karel Ksandr in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Bestandteil der Ausstellung ist auch ein Konzert, das am 20. Mai im Rahmen des Festivals ‚Prager Frühling‘ stattfindet. Es wird der Geschichte und Herstellung des Klaviers gewidmet sein und unter dem Namen ‚Pianofonia‘ stehen. Die besten Pianisten Tschechiens, darunter etwa Ivo Kahánek, werden dabei auf den einzelnen Teilen eines auseinandergebauten Klavieres spielen.“
Bei dem Konzert wird eine eigens für diesen Anlass in Auftrag gegebene Komposition erklingen. Verfasst wurde das Stück von Michal Rataj und Jan Trojan. Neben Ivo Kahánek und den beiden Komponisten werden noch Michal Nejtek und Štěpán Hon auftreten.
Die Ausstellung im Nationalen Technikmuseum ist noch bis zum 31. Januar kommenden Jahres zu sehen. Für das Konzert am 20. Mai gibt es noch Restkarten.