80 Prozent Realität: Geschichte von Gangsterboss Krejčíř im Kino

gangster_ka.jpg

Radovan Krejčíř hat eine Verbrecherkarriere hingelegt, die ihresgleichen sucht. Mit dubiosen Geschäften stieg er nach der Samtenen Revolution zu einem der reichsten Männer Tschechiens auf. 2005 stand er vor der Verhaftung, doch Krejčíř macht sich aus dem Staub. Erst auf die Seychellen, dann nach Südafrika, um dort wieder von vorne zu beginnen: Mit Geldwäsche, Rauschgiftgeschäften Auftragsmorden und besten Kontakten zur korrupten Polizeibeamten. 2013 wurde er verhaftet. Während Krejčíř in Südafrika auf seinen nächsten Prozess wartet, läuft nun die Verfilmung „Gangster Ka: Afričan“ in den tschechischen Kinos.

„Überall schreiben sie, der kontroverse Unternehmer Kraviec. Ich will mal wissen, was an mir kontrovers ist.“ Das fragt sich der Protagonist im Film „Gangster Ka: Afričan“. In Tschechien und in Südafrika kann die Frage jeder beantworten. Gangster Ka, Kraviec, das ist niemand anderes als Radovan Krejčíř. In beiden Ländern gilt der 46-Jährige als König des organisierten Verbrechens. Genau das hat Regisseur Jan Pachl an der Geschichte fasziniert.

„Für mich war das zuvor natürlich ein unbekanntes Feld. Aber dank Jaroslav Kmenta, der die Vorlage für unser Drehbuch geliefert hat, konnte ich mir ein detailliertes Bild machen, wie organisiertes Verbrechen funktioniert. Ich habe gemerkt, dass die Mechanismen äußert primitiv sind, schon fast beleidigend primitiv. Man könnte sagen die Gangster handeln eher bauernschlau statt mit viel Verstand. Es herrscht einfach eine unglaubliche Dreistigkeit.“

Jan Pachl  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Ein Beispiel aus dem Jahr 2005. Da sollte der Krejčíř in Tschechien verhaftet werden, wegen Verdacht auf einen Auftragsmord und Steuerhinterziehung. Der Milliardär ergriff die Flucht, während Polizeibeamten in seiner Villa nach Beweismitteln suchten. Den Aufstieg von Krejčíř in Tschechien hat Regisseur Jan Pachl bereits im ersten Teil des Films abgehandelt, der im Sommer in den Kinos lief. Nun geht es um die Verbrechen des flüchtigen Krejčíř in Südafrika. Jan Pachl:

„Als wir mit dem Drehbuchbegonnen haben, hatten wir nur dünne Quellen. Doch irgendwie ist es Jaroslav Kmenta gelungen, Miloslav Potiška und einen weiteren Mann aufzutreiben. Sie waren direkt an ein paar von Krejčířs sozusagen kleineren Verbrechen in Südafrika beteiligt. Zwei Jahre lang waren sie Tag für Tag mit ihm in Kontakt. Dadurch konnten wir ein ziemlich genaues Bild zeichnen. Der zweite Film ist deshalb noch näher an der Realität als der erste.“

Hynek Čermák  (Foto: Alena Hrbková,  CC BY-SA 3.0)
Mit „80 Prozent Realität“ wird Gangster Ka nun beworben. Während Plachl mit seinem Hauptdarsteller Hynek Čermák drehte, lief in Südafrika ein erstes Verfahren gegen Gangster Krejčíř. Nach den Ermittlungen der Polizei könnte er an 20 Morden, 15 Fällen von Drogenhandel und 30 Raubüberfällen beteiligt gewesen sein. Im August ist ein erstes Urteil gefallen. Krejčířs Anwälten gelingt es allerdings immer wieder die Verfahren zu verzögern. Dieser Teil der Realität taucht in der Fiktion noch nicht auf, sagt Jan Plachl:

„Man könnte sagen, dass Gangster Ka ja eigentlich gut ausgeht. Der Protagonist endet in den Händen des Gesetzes, wie sich das gehört. Doch wir wissen alle, dass Krejčíř immer noch nicht verurteilt ist, das Verfahren in Südafrika läuft weiter. Aber dass er überhaupt im Gefängnis ist, das ist ja vielleicht schon einmal ein Hoffnungsschimmer, der uns zeigt, dass die Welt nicht ganz so schlecht ist.“

Radovan Krejčíř  (links). Foto: ČT24
Gangster Ka soll eine Trilogie werden. Auch für den dritten Teil hat Krejčíř bereits Stoff geliefert. Im September vereitelte die Polizei in Johannesburg. Ausbruchskomplott. Krejčíř hatte in seiner Zelle eine Pistole samt Munition gehortet, außerdem ein Messer, Pfefferspray und 10 Handys. Um Gefängniswächter zu schmieren, hat Krejčíř offenbar eine Summe von 246 Millionen Rand (16,5 Millionen Euro) locker gemacht. Auch der Hubschrauber, der Krejčíř außer Landes fliegen sollte, war bereits geordert.