Wie lang sind 40 Tage? Krejcirs wunderbarer Weg in die Freiheit
Man muss ihm in seiner Selbststilisierung zum "Staatsfeind Nummer eins" nicht folgen. Sicher aber ist: Nach der spektakulären Flucht bei der geplanten Festnahme vor knapp zwei Jahren ist der tschechische Milliardär Radovan Krejcir der meistgesuchte Kriminelle in Tschechien. Zur Last gelegt werden dem zwielichtigen Unternehmer Wirtschaftsbetrug und die Vorbereitung zu einem Mord. Vor zwei Monaten konnte Krejcir in Südafrika festgenommen werden. Alles wird gut? Von wegen: Der Entfesslungskünstler ist wieder auf freiem Fuß. Die Umstände sind dubios.
Wie zählt man bis 40? Das ist die Frage, die derzeit die Justiz in Südafrika und die Regierung in Tschechien beschäftigt. 40 Tage - das ist die maximale Länge der Untersuchungshaft in Südafrika und folglich die Frist, innerhalb derer ein Auslieferungsantrag gestellt werden muss. 40 Arbeitstage, wie von Südafrika bestätigt, heißt es aus dem tschechischen Justizministerium, also bis zum 19. Juni. 40 Kalendertage, meinen dagegen Krejcirs Anwälte. Und die sind inzwischen vorbei.
Am Montag gelang es den Anwälten, den zuständigen Richter von ihrer Sicht zu überzeugen - außerordentlich rasch und lautlos. Höchst dubios dann die eigentliche Freilassung Krejcirs: Gleich am Gefängnistor wollte die südafrikanische Polizei den tschechische Milliardär am Montagnachmittag erneut in Haft nehmen. Nach 16 Uhr gebe es keine Entlassungen mehr, hieß es au dem Gefängnis. Am nächsten Morgen aber war Krejcir bereits verschwunden, Aufenthalt unbekannt. Justizminister Jiri Pospisil fordert eine Erklärung der Vorgänge:
"Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, warum Krejcir aus dem Gefängnis entlassen wurde, obwohl bekannt war, dass erneut ein Haftbefehl von Interpol vorliegt."Die Nachricht von der Krejcir-Freilassung wurde in Tschechien gleich in Munition für innenpolitische Grabenkämpfe umgewandelt. Oppositionschef Jiri Paroubek unterstellte der Regierung absichtliche Verzögerung und erinnerte an Krejcirs unbewiesene Behauptungen, den Sozialdemokraten Millionenbeträge geliehen zu haben:
"Das kann zum Beispiel bedeuten, dass jemand, der sich im Wahlkampf mit seinen lügenhaften Behauptungen über seine Beziehungen zur Sozialdemokratie als einer der besten Wahl-Agenten der ODS bewährt hat, auf diese Weise nun belohnt worden ist."
Und dann noch der inzwischen wechselseitig übliche Reflex: die Rücktrittsaufforderung an Innenminister Ivan Langer und Justizminister Jiri Pospisil. Der aber weist jede Schuld zurück:"Ich habe schriftliche Dokumente, in denen mir mitgeteilt wurde: Schicken sie uns die Unterlagen bis zum 19. Juni. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Meine Beamten haben vorschriftsgemäß gearbeitet."
Und was ist mit Radovan Krejcir? Der soll sich am Freitag bei in Südafrika Gericht melden. Dass er das tun wird, scheint eher unwahrscheinlich.