Gangsterboss Krejčíř in Südafrika verurteilt – Ermittlungen in 20 Mordfällen
König der tschechischen Unterwelt, das war seinerzeit der Unternehmer Radovan Krejčíř. Dann floh der Milliardär über die Seychellen nach Südafrika. Dort knüpfte er anscheinend fast nahtlos an das an, was ihm hierzulande seinen Ruf beschert hat: An bis zu 20 Morden könnte Krejčíř beteiligt gewesen sein. Am Montag ist der Gangsterboss in Johannesburg verurteilt worden.
„Schuldig“ – so der Spruch des zuständigen Richters. Und das in einem Fall, den die Polizei als Türöffner betrachtet. Solomon Makgale leitete die Ermittlungen. Der Polizeileutnant sagte für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Wir brauchten nur einen Fall, der stark genug war, um Krejčíř hinter Gitter zu bekommen. Es handelt sich um Entführung und schwere Körperverletzung, die anderen Fälle sind jedoch weitaus ernsterer Natur. Aber für uns hat dies eine wichtige psychologische Wirkung.“
Es geht um den November 2013: Krejčíř und fünf Helfer, darunter auch Polizisten, entführen Bheki Lhukele, den Bruder eines Drogendealers. Der Dealer ist zuvor mit 25 Kilogramm Crystal Meth verschwunden, das Rauschgift hat Krejčíř geordert. Die Gang foltert Lhukele, um das Versteck des flüchtigen Dealers herauszubekommen. Bheki Lhukele überlebt die Misshandlungen. Aus ihm wird später der Kronzeuge im nun erfolgreichen Prozess.
Diese Wendung hat Radovan Krejčíř offensichtlich nicht erwartet. Als der Unterweltboss am Montag verurteilt wurde, war er sichtlich konsterniert:
„Lügen und Hass haben gesiegt über Wahrheit und Liebe“, sagte er den Korrespondenten tschechischer Medien – es war ein Zitat des tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel, dessen Sinn Krejčíř entstellte.
Die Höhe der Strafe wird erst am 11. September verkündet. Doch die Verteidigung will in Berufung gehen. Für die Ermittler ist der Prozess aber nur der Auftakt zu einer ganzen Serie von Verfahren. Seit Radovan Krejčíř in Haft sitze, hätten viele Zeugen ausgesagt, so Polizeileutnant Makgale.
„Es sind mehr als einhundert Fälle, die wir nun vor Gericht bringen können. Krejčíř könnte an 20 Morden, 15 Fällen von Drogenhandel und 30 Raubüberfällen beteiligt gewesen sein. Wir haben relativ starke Beweise zusammengetragen und glauben, dass er für sehr lange Zeit hinter Gitter wandert.“
Zu den Opfern des Tschechen könnte im Übrigen auch ein Auto-Tuner aus Stuttgart gehören: Uwe Gemballa war im Februar 2010 in Südafrika durch einen Kopfschuss getötet worden. Seine Leiche wurde Monate später in einem Plastiksack gefunden. Krejčíř hatte bei Gemballa einen Porsche bestellt, doch beide gerieten in einen Streit.
2005 war Radovan Krejčíř aus Tschechien geflohen. Bei einer Hausdurchsuchung konnte der damalige Milliardär aus seiner Prager Villa entkommen – die Umstände liegen bis heute im Nebel. In Abwesenheit wurde der Flüchtige dann in seiner Heimat verurteilt, aber nur wegen Steuerbetrugs, obwohl er hierzulande auch an Auftragsmorden beteiligt gewesen sein soll. Da Krejčíř in Südafrika um politisches Asyl ersucht hat, gestaltet sich eine mögliche Auslieferung schwierig. Nichtsdestotrotz will auch die tschechische Staatsanwaltschaft Mitte September ein neues Verfahren eröffnen.