Tschechischer Unterwelt-Boss in Mord an deutschem Unternehmer verstrickt?
Der Name Radovan Krejčíř ist in Tschechien eigentlich jedem bekannt, der halbwegs aufmerksam das Geschehen verfolgt. Der milliardenschwere Unternehmer wird von der tschechischen Polizei gesucht, gilt als Boss der Unterwelt und ist aber vor der Justiz nach Südafrika geflohen. Krejčíř wurde schon zuvor in den Zusammenhang mit Morden und Entführungen gebracht. Nun soll er in den Mord an dem deutschen Geschäftsmann Uwe Gemballa verwickelt sein. Till Janzer hat sich darüber informiert.
„Uwe Gemballa war als Porsche-Veredler tätig und soll Radovan Krejčíř bei Geldwäschegeschäften geholfen haben. Das hat ein ehemaliger Geschäftspartner Krejčířs dem Magazin Stern gesagt. Demnach soll Krejčíř eins von Gemballas Autos inklusive Schwarzgeld bestellt haben. Das Auto kam, aber ohne Geld, darüber soll es zum Streit gekommen sein. Letztlich konnte Krejčíř den Autotuner wohl nach Südafrika locken – und dort wurde Gemballa seit Februar dieses Jahres vermisst. Die südafrikanische Polizei fand seine Leiche am Dienstag vergangener Woche in Zellophanfolie eingewickelt bei Pretoria.“
Eine ziemliche Räuberpistole ist das. Aber nicht sehr verwunderlich bei einem Mann vom Ruf eines Radovan Krejčíř. Was kann man über ihn sagen?
„Krejčíř ist mit Sicherheit eine schillernde Persönlichkeit in der tschechischen Geschäftswelt. Er ist während der so genannten Kupon-Privatisierung zu enormem Reichtum gekommen. Und den hat er immer gerne zur Schau getragen. Er ließ sich zum Beispiel eine Luxus-Villa bauen mit einem riesigen Aquarium, in dem er sich einen lebenden Hai hielt. Allerdings dürfte Krejčířs Reichtum auch auf illegalen Geschäften beruhen. So soll er den tschechischen Staat beim Handel mit Benzin um Steuereinnahmen von rund einer halben Milliarde Kronen betrogen haben. Als die Ermittlungen begannen, wurde der Kronzeuge in dem Fall tot aufgefunden. Im Sommer 2005 war die Polizei dann Krejčíř bereits auf den Fersen, doch gelang dem Unternehmer während einer Hausdurchsuchung die Flucht. Mit seiner Familie setzte er sich erst auf die Seychellen ab und dann nach Südafrika.“
Radovan Krejčíř wurde in Prag in Abwesenheit zu sechs Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt, die tschechische Polizei verdächtigt ihn zudem der Beihilfe zum Mord, der Erpressung und der Entführung. Warum sitzt er nicht schon längst in Tschechien hinter Gittern?„Krejčíř ist sogar gleich bei seiner Ankunft in Johannesburg verhaftet worden. Er argumentiert jedoch, das tschechische Urteil gegen ihn und die Anschuldigungen seien politisch motiviert. Krejčíř hat deswegen in Südafrika um politisches Asyl gebeten, was eine Auslieferung an die tschechische Justiz verhindert, und kann sich frei in dem Land bewegen. Erst im November soll über Krejčířs Asylantrag entschieden werden.“
Und was sagt Krejčíř dazu, in den Mord an Gemballa verwickelt zu sein?
„Er hat dies gegenüber dem tschechischen Wochenmagazin Týden bestritten. Gemballa habe er nur einmal vor 15 Jahren gesehen und seitdem keinen Kontakt mehr zu dem deutschen Unternehmer gehabt – so die Version von Krejčíř.“