Abschied am Bahnhof: Gerettete jüdische Kinder wollen ihre Eltern ehren
Sie werden als „Wintons Kinder“ bezeichnet: Knapp 700 jüdische Kinder waren unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vom britischen Bankangestellten Nicolas Winton aus der damaligen Tschechoslowakei gerettet worden. Heute sind sie über 80 und wollen mit einem Denkmal ihre Eltern ehren.
Milena Grenfell-Baines lebt in Großbritannien. Sie organisiert die Errichtung des Denkmals.
„Das Denkmal soll ein Zugtürfenster darstellen. Auf der einen Seite des Fensters werden sich Abdrücke von Kinderhänden befinden, auf der anderen Seite die Hände der Eltern. Wir nennen es ‚Abschiedsdenkmal‘, das ‚Valediction Memorial‘.“
Die Idee, mit dem Werk den Abschied zu symbolisieren, stammt von Zuzana Marešová:
„Die Hände wurden bereits abgegossen. Es sind die Hände einer Urenkelin eines sogenannten Wintons Kindes.“
Glaser aus Großbritannien und ein Team aus der Slowakei arbeiten am Denkmal. Insgesamt soll es rund 120.000 Euro kosten. Man will es durch eine öffentliche Spendensammlung finanzieren. Milena Grenfell-Baines:„Das Geld wird kein Problem sein. Ich hoffe es zumindest. Das Denkmal war schon lange notwendig und hätte schon längst verwirklicht werden sollen. Über die Kinder wird geschrieben und Herr Winton hat Ansehen und Ruhm gefunden. Aber wir alle haben ein bisschen vergessen, was die Eltern durchgemacht haben.“
Die Zeitzeugen sind sich dessen einig, dass sie mit dem Ausdruck ihrer Dankbarkeit lange gewartet haben. Nun sei aber wohl der richtige Zeitpunkt. Hugo Marom:„Die Situation wiederholt sich immer wieder. Schließlich sind es die Eltern, die am meisten leiden – wenn ihre Kinder sterben, wenn sie die Kinder irgendwohin ins Unbekannte schicken oder wenn sie diese in Boote von Libyen nach Italien mitnehmen müssen und dabei nicht wissen, ob sie das andere Ufer erreichen.“