Als Erster der Premier: Tschechien startet mit den Corona-Impfungen

Andrej Babiš (rechts). Foto: ČTK / Ondřej Deml

Am Sonntag sind in Tschechien die Corona-Impfungen angelaufen. Die ersten 10.000 Dosen Impfstoff von den Firmen Pfizer und BioNTech wurden an vier Prager und zwei Brünner Krankenhäuser geliefert.

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Als Erster ließ sich der tschechische Premier Andrej Babiš (Partei Ano) im Zentralen Militärkrankenhaus in Prag vor laufenden Kameras impfen. Ansonsten sollen hierzulande zunächst Senioren geimpft werden sowie jene Ärzte und Krankenschwestern, die sich um die Covid-Patienten kümmern. Im Prager Militärkrankenhaus werden momentan in vier Ambulanzen 400 Menschen täglich geimpft. Das Interesse für den Impfstoff unter den Beschäftigten sei sehr groß, sagte Klinikchef Miroslav Zavoral:

„Bisher haben sich rund 700 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angemeldet, die geimpft werden wollen. In unserem Krankenhaus werden auch Covid-19-Patienten behandelt. “

Foto : ČTK / Ondřej Deml

Neben Ärzten und Krankenschwestern ließ sich inzwischen auch Jana Fantová gegen das Coronavirus impfen. Die Sozialarbeiterin kümmert sich um die Kriegsveteranen im Altenheim, das sich auf dem Gelände des Krankenhauses befindet. Das Durchschnittsalter ihrer Klienten beträgt 93 Jahre. Alle würden sich impfen lassen, erzählte sie:

„Sie treibt die Hoffnung, danach wieder von ihren Verwandten besucht werden zu können. Und dass sie wieder hinausgehen dürfen und das Leben für sie fast so normal wie vor der Pandemie sein wird.“

Der Impfstoff von den Firmen Pfizer und BioNtech wird in zwei Dosen verabreicht, dazwischen liegen drei bis vier Wochen. Miloslav Ludvík leitet das Uni-Klinikum im Prager Stadtteil Motol. Er beschreibt das Vorgehen:

Miloslav Ludvík  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Der Arzt muss vor der Impfung den Menschen befragen, ob er in seinem Leben allergisch war oder eventuell andere Probleme hatte. Das Gespräch kann etwa fünf bis zehn Minuten dauern. Danach wird der Impfstoff verabreicht, und der Geimpfte muss nachfolgend etwa 15 bis 30 Minuten im Warteraum bleiben. Denn es kann auch zu einer allergischen Reaktion kommen.“

Die breitere Öffentlichkeit kommt laut Premier Babiš wahrscheinlich erst im März bei den Impfungen an die Reihe. Dafür soll ein zentrales Reservierungssystem aufgebaut werden. Dazu Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos):

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Václav Šálek)

„Sobald die weiteren Impfstoffdosen nach Tschechien geliefert werden, werden mehrere Zehntausend Menschen täglich an mehr als 200 Orten geimpft. Mit der Zeit sollen auch die Praxen von 5000 Hausärzten dazu genutzt werden.“

Mit der Teilnahme der Hausärzte an der Impfung rechnet das Regierungskabinett aber erst ab Mai. Dann sollen dort täglich bis zu 50.000 weitere Menschen immunisiert werden können. Das hält auch der Chef des Verbandes praktischer Ärzte, Petr Šonka, für möglich:

„Als wir eine Schätzung erstellt haben, was die Ärzte schaffen, ohne bei ihrer weiteren Arbeit gestört zu werden, sind wir zum Schluss gekommen, dass zehn Patienten am Tag beim üblichen Betrieb der Praxen geimpft werden können. Natürlich können es an manchen Tagen auch mehr Patienten sein.“

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Tschechien bekommt insgesamt 16 Millionen Dosen Impfstoff von verschiedenen Firmen für knapp neun Millionen Menschen. Neun Monate lang soll hierzulande die gesamte Impfkampagne dauern.