Alternativen zur Abrissbirne

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Unter dem Titel "Industrialni Stopy" (Industriespuren) findet vom 19. bis zum 24. September in Prag und im westböhmischen Kladno eine Biennale statt, die aufzeigt, wie man verlassenen Industriekomplexen neues Leben einhauchen kann. Bernd Janning berichtet:

In einer zum Soundstudio umfunktionierten Druckerei ertönen futuristische Klänge, ein altes Heizkraftwerk wird zur Wissenswerkstatt: Mit Ausstellungen, Konferenzen, Exkursionen, Kunstperformances und Theatervorstellungen zeigt die Biennale "Industriespuren" Alternativen zu Verfall und Abriss von ungenutzten Industrieanlagen. Die mehr als 25 Einzelprojekte dieser mittlerweile dritten Schau finden an meist ungewöhnlichen Orten statt. So wird ein alter Hochofen schon mal zur Theaterbühne. Dazu Prof. Benjamin Fragner, Direktor des Forschungszentrums für Industrieerbe an der Tschechischen Universität für Technik in Prag:

"Wir haben schon mehrere Ausstellungen organisiert, z. B. im Altstädter Rathaus oder im Technischen Museum. Aber immer hatten diese Veranstaltungen einen akademischen Charakter. Sie waren wenig realitätsnah und nahmen die eigentlich von uns gewünschte Atmosphäre kaum auf. Das ist bei dieser Biennale völlig anders. Wir haben nicht nur viele konkrete Orte der industriellen Vergangenheit Prags, sondern auch die Industriestadt Kladno miteingebunden. Das war sehr wichtig. So wäre diese Biennale ohne Kladno vielleicht eine eher banale Aktion geworden."

Prof. Benjamin Fragner betont:

"Diese Biennale ist mehr als eine Diskussion um Architektur und Denkmalschutz. Es ist eine Zusammenfassung verschiedenster Konzepte zur Frage, wie man sich zu den Überresten einer industriellen Vergangenheit verhalten soll, diese nutzbar machen und mit neuem Leben erfüllen kann."

Neben vielen Fachleuten aus dem In- und Ausland, die in Prag und Kladno an Konferenzen und Exkursionen teilnehmen, möchten die Macher vor allem die breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Denn wer kennt sie nicht: Eine brachliegende Fabrik, die auf ihre Erweckung aus dem postindustriellen Dornröschenschlaf wartet.