Arafat, PLO und Tschechoslowakei
Für die einen ein Held, für die anderen ein Terrorist. Die Rede ist vom PLO-Chef Jasir Arafat, dessen Tod offiziell in den frühen Morgenstunden verkündet wurde. Nun streiten sich die Geister schon lange über die Bedeutung dieses kontroversen Mannes, doch erst die Zeit wird wohl zeigen, mit welchem Attribut er in die Geschichte eingeht. Weniger bekannt ist, dass Arafat stellvertretend für die PLO vor 1989 eine wirksame Unterstützung seitens der damaligen Tschechoslowakei erfahren hat. Mehr erfahren Sie von Jitka Mladkova:
"Ich muss die prinzipielle Einstellung der Tschechoslowakei, ihres Volkes und der Staatsführung zu der Palästinenserfrage hervorheben. Wir fühlen uns verbunden für eure Unterstützung der gerechten Sache des palästinensischen Volkes. Es wird nicht umsonst gesagt, erst in der Not erkennt man den Freund. Und den haben wir in der Tschechoslowakei gefunden."
Jasir Arafat besuchte die Tschechoslowakei im April 1990. Der Besuch erfolgte auf Einladung von Präsident Vaclav Havel und rief auch negative Reaktionen in der tschechischen Politischen Landschaft hervor. Diese gab es aber auch wesentlich später zu verzeichnen. Großes Aufsehen hat z.B. der frühere Premier Milos Zeman im Frühjahr 2002 ausgelöst, als er sagte, die Palästinenser hätten kein Recht auf einen unabhängigen Staat so lange sie ihre terroristischen Aktionen gegen Israel nicht eingestellt haben, genauso, wie 1938 die Sudetendeutschen kein Recht auf den Anschluss an Deutschland gehabt hätten. Um eine kurze Einschätzung des Verhältnisses der kommunistischen CSSR zu der palästinensischen Frage baten wir Dr. Petr Drulak, Direktor des Instituts für internationale Beziehungen in Prag:"Die Unterstützung beruhte darauf, dass die damalige Tschechoslowakei die Bewegung der Palästinenser als Bestandteil ihres Befreiungskampfes wahrgenommen und qualifiziert hat, und insofern auch als Bestandteil eines revolutionären Prozesses."
Den aktuellen Stand der Dinge sieht Petr Drulak folgendermaßen:
" Nach 1989 war die Tschechoslowakei und anschließend die Tschechische Republik um eine mehr ausgewogene Position in Fragen der Nahostprobleme. Es wurden diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen, doch auf der anderen Seite wollen wir nicht auf die Kontakte zur PLO verzichten. In dieser Hinsicht, denke ich, unterscheidet sich die Tschechische Republik nicht von der Mehrheit der europäischen Staaten."