Tschechische Spitzenpolitiker äußern sich zu Jassir Arafat
Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, war die Tschechische Republik durch Außenminister Cyril Svoboda bei der Trauerfeier für den verstorben Jassir Arafat in Kairo vertreten. In Bezug auf das Ableben des palästinensischen Präsidenten haben sich mehrere tschechische Spitzenpolitiker zu dieser auch hierzulande als kontrovers geltenden Persönlichkeit geäußert. Jitka Mladkova fasst einige Meinungen zusammen:
So der tschechische Außenminister Cyril Svoboda am Donnerstag in einem kurzen Statement für den Tschechischen Rundfunk. Er habe Arafats Stellungnahmen immer respektiert und hoffe auf die Fortführung des Friedensprozesses im Nahen Osten, sagte der Minister. Der tschechische Präsident Vaclav Klaus ist nicht nach Kairo gereist, weil er derzeit zu einem mehrtägigen Besuch in Kanada und den USA weilt. In einem Beileidstelegramm, gerichtet an den Vorsitzenden des palästinensischen Parlaments, Ravhi Fattuh, schrieb Klaus in Bezug auf Arafat, Zitat: "Lange Jahre hat er die Entwicklung im Nahen Osten beeinflusst und ist zum Kampfsymbol des palästinensischen Volkes für die Schaffung eines selbständigen Staates geworden." Er glaube auch - so Klaus weiter - dass Arafats Nachfolger einen Beitrag zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts leisten wird. In den 90er Jahren, als Arafat von Präsident Havel zu einem Besuch Tschechiens eingeladen wurde, reagierte der damalige Premier Klaus eher mit Vorbehalt. Die potentielle Visite des PLO-Chefs dürfte damals einen heftigen Meinungssaustausch bzw. auch Konflikte in der einheimischen Politszene darüber ausgelöst haben, ob es nötig oder nicht nötig gewesen sei, Arafat einzuladen.
Auch Ex-Präsident Havel richtete am Donnerstag seinen Blick nach vorne. Das Wichtigste in diesem Zusammenhang sei, so Havel in einer Erklärung, dass die weitere Entwicklung eine richtige Richtung einschlage und die Verhandlungen mit Israel wieder aufgenommen würden. Vaclav Havel würdigte den palästinensischen Präsidenten als einen Mann, der jahrzehntelang den Willen der Palästinenser, im eigenen Staat zu leben, verkörperte. Dafür gebühre ihm zweifelsohne hohe Anerkennung, dadurch werde er bestimmt in die Geschichte eingehen.Das Thema Jassir Arafat dominiert auch in den Kommentaren der tschechischen Presse. Ihre Sprache ist nicht immer so moderat wie die der Politiker.
" Jassir Arafat war ein Terrorist und Mörder. Und auch ein Krieger." Mit diesen Worten beginnt der Kommentar in der Freitagausgabe der konservativen Tagezeitung Lidove noviny. In dessen Sternstunde, so der Kommentator weiter in Bezug auf Arafat, habe er jedoch begriffen, dass er nicht in der Lage sei, Israel zu vernichten. Arafat habe sich deshalb für Verhandlungen entschieden, was ihm den Nobel-Preis eingebracht habe. Die Friedensverhandlungen seien jedoch gescheitert und Arafat habe erneut einen "Befehl zum Morden" erlassen. Abschließend schreibt die Lidove noviny, Zitat: "Er ist so gestorben, wie er angefangen hat: als Terroristenführer. Gott möge ihm verzeihen." Nach Meinung der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny ist für die Situation nach Arafats Tod vor allem Unsicherheit charakteristisch. Nach Arafat nur Fragen, titelt die Zeitung und führt weiter aus: "Jassir Arafat machte das palästinensische Problem zum Dauerthema der Weltpolitik. Alle anderen Bewertungen seiner Person gelten zumindest als kontrovers."