Archäologie: Wissenschaftler unglücklich über Sensationsfund

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Sie würde jedem archäologischen Museum zur Ehre gereichen, die Sammlung von tausenden Grabungsfunden aus der Vor- und Frühgeschichte, die die Tschechische Akademie der Wissenschaften dieser Tage der Öffentlichkeit präsentiert hat. Die Funde stammen aber nicht aus eigenen Untersuchungen, sondern aus einem merkwürdigen Erbe. Und mit dem sind die Wissenschaftler ganz und gar nicht glücklich. Thomas Kirschner berichtet.

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Ausgerechnet auf das Konto der Feuerwehr geht der wohl spektakulärste archäologische Fund der letzten Jahre in Tschechien. Entdeckt wurden die mehr als 3000 Objekte nach einem Wohnungsbrand, bei dem der 32-jährige Besitzer der Sammlung ums Leben gekommen war. Der Umfang der Kollektion ist mehr als außergewöhnlich, unterstreicht Jana Maříková Kubková vom Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften:

„Es handelt sich um eine enorm große Sammlung – vor allem Objekte aus Kupfer, Bronze und Eisen, und das von der Jungsteinzeit bis hin zum Hochmittelalter. Alle vertretenen Typen und Formen sind in der archäologischen Literatur bekannt, und wir können daher sagen, dass die Objekte aus dem gesamten mitteleuropäischen Raum stammen. Es geht hier also nicht nur um ein Problem der Tschechischen Republik, sondern auch der umliegenden Länder.“

Ein Problem deshalb, weil alle Objekte aus illegalen Raubgrabungen stammen. Schatzjäger und Hobbyarchäologen gefährden damit die wissenschaftliche Forschung. Die Archäologen sehen den überraschenden Zuwachs für ihre Depots daher mit äußerst gemischten Gefühlen. Für sie haben auch die kostbarsten Artefakte aus der illegalen Sammlung nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes. Der Grund: Es fehlen Dokumentation und Fundzusammenhänge, erklärt Luboš Jiráň vom Archäologischen Institut:

„Von diesem Kessel zum Beispiel nehmen wir an, dass er aus Mitteleuropa stammt, und wir wissen, dass er in der besagten Sammlung war. Und das ist leider auch schon alles, was uns dieser Kessel hier mitteilt – also praktisch gar nichts.“

Und das ist im aktuellen Fall umso schmerzhafter, weil die Sammlung ausgesprochen seltene Objekte enthält. Prunkstück ist etwa eine gut zwei Handteller große und 4000 Jahre alte Doppelschnecke aus Metall, die vermutlich als Kleidungsschmuck gedient hat. Weltweit gibt es nur etwa zehn ähnliche Stücke. Unklar ist, wie der 32-jährige, der keine Angehörigen hinterlassen hat, in den Besitz der unikaten Sammlung gekommen ist. Wie das Tschechische Fernsehen berichtete, ist er in der Hobbygräber-Szene unbekannt. Man vermutet deshalb, dass er mit den Stücken nur gehandelt hat.